Quelle: Apropos. Straßenzeitung für Salzburg (http://www.apropos.or.at/) Autor: Christina Repolust; Königin und Analphabetin Alan Bennetts Liebeserklärung ans Lesen, "Die souveräne Leserin", führt zuerst einmal zu einem Bücherbus der Bezirksbibliothek der City of Westminster, der zufälligerweise in einem der Höfe des königlichen Palastes parkte. Die Queen of England folgte ihren Hunden und traf im Bücherbus nicht nur einen überaus dezenten Bibliothekar, sondern auch noch einen jungen Mann, der hier saß und las. Höflichkeit ist eine Königstugend, doch die höfliche Geste des Ausleihens eines Romans verändert die Queen, ihre Gespräche und ihre Einstellung zu den Menschen. "Und welches Buch lesen Sie gerade?" - Diese Frage ordnet die Herrschaftsverhältnisse im Palast neu und belebt nicht nur das altehrwürdige Gemäuer. Jane Austen, Dostojewski oder auch Texte zum Feminismus öffnen der Queen neue Welten, sie will vertane Zeit aufholen, endlich mit Interesse die Tage füllen, Fragen stellen und auf Floskeln verzichten. Diese neue Weltsicht verwirrt die Hofschranzen, fördert neue Intrigen und lässt dennoch alle Ränkespiele ins Leere laufen: Die Queen, die in den Bücherbus stieg und zu lesen begann, regiert mehr denn je. Diese Leichtigkeit, mit Ironie sanft aromatisiert, schien bisher unübertreffbar, das Buch wurde zum offenen Geheimtipp. Bis dieser Jonas Jonasson, der bereits mit seinem Romanerstling "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg" jede Bestenliste erklomm, nun seinen Zweitling "Die Analphabetin, die rechnen konnte" vorlegte. Er beginnt im Slum von Soweto/Südafrika und präsentiert eine dem Schicksal trotzende Heldin. Ob sie zu Beginn ihrer Odyssee zwölf oder doch schon 14 Jahre alt ist, will später niemand mehr ermitteln, sie geht einfach ihren Weg. Bald wird sie Chefin der Latrinenleer-Truppe und vertreibt sich während dieser Schwerarbeit trübe Gedanken mit komplizierten Rechnungen. Dass sie bald einen kauzigen Alten trifft, der ihr nicht nur Geschichten erzählt, ist ihr Glück und dessen Untergang. Die Geschichte des Mädchens, das Dank seiner Begabung politische Beraterin in Südafrika und später Hüterin einer Atombombe wird, führt über viele Prüfungen zum glücklichen Ende. Ohne Kitsch, ganz im Sinne des klassischen Schelmenromans, deckt die Protagonistin Nombeko Mayeki Intrigen auf, lässt sich lieber als Putzfrau ausnutzen, als in Freiheit töten und träumt manchmal noch von der Liebe. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Maria Schmuckermair; Aberwitzige Geschichte über eine illegale, überzählig produzierte Atombombe und ihre unschuldigen Besitzer, die noch dazu offiziell gar nicht existieren. (DR) Fast alle Charaktere in diesem figurenreichen Roman sind mehr oder weniger "durchgeknallt", die Geschichte selbst enthält derart viele unerwartete Wendungen, dass einem als LeserIn wahrhaftig schwindlig werden könnte - es sei denn, man macht sich mit dem irrwitzigen Fortschreiten der Handlung schon selber einen Sport daraus, sich eine verrückte Lösung bzw. eine weitere Verkomplizierung des Problems auszudenken. Die kleine Nombeko aus einem südafrikanischen Slum ist bereits mit fünf Jahren auf sich allein gestellt. Mit 15, als sie sich von ihrem Job als Latrinenträgerin verabschiedet hat, um in der Nationalbibliothek viele Bücher zu lesen (der Buchtitel ist eine Irreführung - Nombeko ist eine leidenschaftliche Leserin und kapiert auch alles, was sie aufnimmt) - wird die geniale Autodidaktin von einem besoffenen Ingenieur angefahren und als Schuldige (der weiße Alkoholiker kann nur unschuldig sein) zu sieben Jahren Haft verurteilt. Als Putzfrau in Pelindaba, wo in einem geheimen Kernwaffenprojekt südafrikanische Atombomben hergestellt werden, muss sie mit ihrem "erlesenen" Wissen dem grenzdebilen Ingenieur immer wieder als Expertin und als Dolmetscherin aushelfen. Nach vielen Jahren gelingt es der superklugen Lebenskünstlerin endlich, nach Schweden auszureisen - allerdings findet sich aufgrund einer Verwechslung eine megatonnenstarke Atombombe in ihrem Reisegepäck, die sie in Schweden 20 Jahre lang möglichst gefahrlos loswerden möchte. Zwei Mossad-Agenten, der König und der Ministerpräsident von Schweden, der chinesische Regierungschef gehören ebenso zu den handelnden Figuren wie eine alte schwedische Wahrscheinlich-Gräfin sowie eineiige Zwillingsbrüder, von denen der eine höchst beschränkt, der andere hingegen ziemlich clever ist, aber offiziell gar nicht existiert. Eingeflochten in diese von schrillen Einfällen überquellende Geschichte sind viele zeitgeschichtliche Fakten aus der Weltpolitik der letzten 50 Jahre. - Wirklich amüsant, sich auf diesen Parforceritt einzulassen!
Rezension
Personen: Jonasson, Jonas Kuhn, Wibke
Jonasson, Jonas:
¬Die¬ Analphabetin, die rechnen konnte : Roman / Jonas Jonasson. Aus dem Schwed. von Wibke Kuhn. - München : Carl's Books, 2013. - 442 S.
ISBN 978-3-570-58512-2
Romane, Erzählungen, Novellen (dt.) - Signatur: DR Jon - Buch