Der Vorhölle entkommt man nicht. (DR) Rupert und Marjorie, er Verleger, sie Kolonialvermögenserbin, haben sich in ihrer jeweils zweiten Beziehung auf eine Art Nichtangriffspakt geeinigt. Sie wollen sich nicht bedrängen, trennen sich in einem Moment des Hasses, landen aber nach einiger Zeit wieder beim alten Arrangement - oft gelesen. Aber Mosebach kleidet das gekonnt in ein bezugsreiches Netz verarbeiteter Themen um Abhängigkeiten, Manipulation, philosophische Einstellungen, Kunst, Literatur und Gesellschaftsentwicklungen, unter dem distanzierten Blickwinkel der »Grausamkeit. Zuschauen, wie etwas Schönes zerfetzt wird.« Eine besondere, mehrfach symbolische Rolle spielt das Bild »Tote Feldtaube und Wildente«. Der/die Leser*in sollte sich das Bild in Farbe ansehen (im Buch unkommentiert nur in Schwarz-Weiß abgedruckt), um darauf zu kommen, warum der Autor »tot« eigentlich weggelassen hat. Leitthemen sind Blut, Gewalt, Zerstörung, aber auch der Genuss des Dazwischen, regelmäßige Tätigkeit, Akzeptanz, gemischt mit scharfen Beobachtungen und satirischen Einlagen. Im ersten Teil sind die Kräfte am Werk, im zweiten Teil mit geklärteren, aber langweiligeren Verhältnissen. Ein mehrschichtiges Buch mit Anknüpfungspunkten für viele Leser*innen.
Rezension
Personen: Mosebach, Martin
DR.G MOSE
Mosebach, Martin:
Taube und Wildente : Roman / Martin Mosebach. - München : dtv, 2022. - 333 Seiten
ISBN 978-3-423-28000-6 Festeinband : 24,70 Euro
Gesellschafts-, Liebes- und Eheromane - Buch: Dichtung