Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Doris Göldner; Jahre nach einem Krankenhausaufenthalt, bei dem ihre Mutter tagelang an ihrem Bett saß, entdeckt sich Lucy Barton als Schriftstellerin und beschreibt diese Zeit. (DR) Lucy Barton kommt aus einer bitterarmen amerikanischen Familie. Bis Lucy, das jüngste von drei Kindern, elf Jahre alt war, lebten sie in einer Garage ohne Heizung und Warmwasser. Lucy blieb freiwillig lange in der Schule, nur weil es dort warm war. In dieser Zeit entdeckte sie den Wert von gemachten Aufgaben und Büchern. Nun, inzwischen Mutter von zwei Töchtern, wohnt Lucy in New York und hat so gut wie keinen Kontakt zu ihrer Familie. Daher ist der Besuch der Mutter am Krankenbett, der fünf Tage und Nächte dauert, einigermaßen überraschend und die Gespräche sind seltsam distanziert. Mutter und Tochter reden fast nur über gemeinsame Bekannte, die familiäre Vergangenheit meiden sie. Lucy ist auch als erfolgreiche Autorin das kleine, bedürftige Mädchen geblieben, das keine erwachsene Beziehung zu der Mutter findet. Dass die Geschichte nicht ganz gelungen ist, scheint die mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnete Autorin zu ahnen, denn auf S. 114 lässt sie die Leiterin einer Schreibwerkstatt der angehenden Autorin (und den LeserInnen) den Plot erklären. ("Sie schreiben über.....") Tatsächlich bleiben viel zu viele Fragen offen, auch stilistische! Warum z.B. schreibt Strout: " [] las ich immer noch Bücher []. ABER die Bücher gaben mir etwas." (S. 30) Es gibt zahlreiche derartige Beispiele, möglicherweise sind diese Merkwürdigkeiten aber auch der Übersetzung geschuldet. Der Originaltitel des Buches - "My name is Lucy Barton" - würde besser zum Inhalt passen, da die Autorin häufig mit den Namen ihrer Figuren spielt: Die Krankenschwestern erhalten allesamt Fantasienamen, die Babysitterin, die Lucys Kinder während der Krankheit betreut, wird "die Frau, die keine Kinder hat", genannt, und Lucy selbst heißt "Wizzle-De" für ihre Mutter und "Barton" für ihren Mann. Fazit: Eine interessante Milieustudie aus Amerika, die, mit den Augen persönlicher Erfahrungen gelesen, höchst unterschiedlich ankommen wird.
Rezension
Personen: Strout, Elizabeth Roth, Sabine
Strout, Elizabeth:
¬Die¬ Unvollkommenheit der Liebe : Roman / Elizabeth Strout. Aus dem Amerikan. von Sabine Roth. - München : Luchterhand, 2016. - 205 S.
ISBN 978-3-630-87509-5
Belletristik allgemein - Signatur: D0 Str - Buch