Die Lust, über jemanden Macht zu besitzen, lässt eine alte Frau zur Mörderin werden. (DR) Eine innere Dramaturgie spannt sich um eine Gruppe von Menschen, die in eine schicksalhafte, ja tödliche Verbindung treten. Die norwegische Autorin Karin Fossum hat ihr Konzept fest im Griff und zielsicher erzählt sie aus verschiedenen Blickwinkeln, die das Geschehen für den Leser - und nie für den ermittelnden Kommissar Sejer und seinen Kollegen Skarre - voraussehbar und durchschaubar machen. Sie macht uns zu Wissenden. Zwei Jungen, Andreas und Zipp, sind beinahe auf symbiotische Weise Freunde. Teils aus Geldmangel, teils aus Langeweile begehen sie kleinere Delikte. Doch am 1. September geht alles schief und endet auf vielfältige Weise im Fiasko. Eine Mutter, die mit dem Kinderwagen am Strand spazierengeht, wird von den jungen Männern attackiert. Beim Versuch, ihr die Handtasche zu entreißen, rollt der Kinderwagen mit dem Säugling den Berg hinab, das Kind fällt heraus, einige Tage später ist es tot. In der Nacht beschließen sie, einer alten Frau die Tasche und damit ihr Geld zu stehlen. Andreas bricht in ihr Haus ein und wird von der Frau die Kellertreppe hinabgeworfen - von dort wird er bis zu seinem Tod nicht mehr wegkommen, der Halswirbel ist gebrochen, er kann sich nicht mehr bewegen und ist plötzlich von der Obhut seines Opfers abhängig. Aus dem Opfer wird eine Täterin und der Täter mutiert zum hilflosen Opfer. - Karin Fossum ist es gelungen, tief in die Psyche ihrer Figuren blicken zu lassen. Seelische Not, Versagensängste, Einsamkeit, Schuldgefühle - das Spektrum der Handlungsmotivationen ist breit und nur langsam durchschaut der Kommissar die Zusammenhänge. Wissen wird er nie so viel wie wir Leser/innen und vor einem letztlich ungeklärten Fall stehen. *bn* Martina Lainer
Rezension
Personen: Fossum, Karin
Fossum, Karin:
Dunkler Schlaf : Roman / Karin Fossum. - München [u.a.] : Piper, 2002. - 262 S. - Aus dem Norweg. von Gabriele Haefs
ISBN 978-3-492-04223-9
Kriminalromane - Signatur: DK Fos - Buch