Ein Journalist mit Gedächtnisverlust muss erkennen, dass er die Fehler, die er anderen zuschreibt, selbst begangen hat. (DR) Der dreiunddreißig Jahre alte Journalist Fabio Rossi, der an einer post-traumatischen Amnesie leidet, versucht zu erfahren, was in den fünfzig Tagen passiert ist, die nach einer Kopfverletzung aus seinem Gedächtnis gelöscht sind. Dabei stößt er auf mehr und mehr Ungereimtheiten. Die Frau, die behauptet seine Freundin zu sein, ist ihm unbekannt, dagegen will die Lebensgefährtin, an die er sich erinnert, nicht mit ihm sprechen. Scheinbar hat er sich auf der Jagd nach der "großen Story" so verändert, dass ihm alle seine Bekannten reserviert gegenüberstehen, er hat auch bei seiner Zeitung gekündigt. Unter vielen Schwierigkeit findet er heraus, dass er einem großen Lebensmittelskandal auf der Spur war, dessen Vertuschung manchen Menschen offensichtlich viel Geld wert ist. Aus seiner Sicht spricht alles dafür, dass sein Freund und Kollege Lucas Jäger sich bestechen ließ, ihm diese Geschichte - und in weiterer Folge auch die Freundin - abzunehmen. Als Jäger Selbstmord begeht, kehrt Rossis Gedächtnis zurück und er muss erkennen, dass er selbst das Bestechungsgeld angenommen hat. Martin Suter scheint sich von Roman zu Roman zu steigern. "Die dunkle Seite des Mondes" war besser als "Small World" und "Ein perfekter Freund" übertrifft beide. Die Suche des Fabio Rossi nach den Ereignissen seiner verlorenen fünfzig Tage enthüllt eine zugleich spannende und schlüssige Geschichte, die nur den Fehler hat, dass sie nicht stimmt. Es gelingt Suter den Leser so sehr in der Perspektive Rossis gefangen zu halten, dass dieser sich den Hinweisen widersetzt, die gegen Rossi sprechen, erst im Rückblick erkennt man, dass die Spuren klar zu sehen waren. Allen Lesern, die spannende, originelle und anspruchsvolle Lektüre lieben, dringend zu empfehlen. *bn* Michael Russ

---

Rezension

---

Personen: Suter, Martin