Gründel, Eva
Mörderhitze
Buch

Quelle: Pool Feuilleton; In einer Zeit, wo wegen Terroranschlägen wöchentlich eine Urlaubsdestination aus den Tourismus-Katalogen verschwindet, ist es gar nicht so einfach, einen Krimi von der Urlaubssonne ausleuchten zu lassen. Eva Gründels Krimi "Mörderhitze" ist nicht nur, weil er beim abgerundeten Verlag ohne Schärfe erscheint, eine ziemlich harmlose Angelegenheit. Kroatien ist offensichtlich noch als Thema frei gewesen, weshalb sich die Autorin für diese lange Küstenlandschaft entschieden hat, die man auch im Krimi am besten mit der Yacht zurücklegt. Der Plot ist die schnurgerade Antwort auf die zerklüftete dalmatinische Küste. Die Society-Reiseführerin und Smalltalk-Entertainerin Elena, eigentlich gebürtige Helene Hubinek aus Wien und verwitwete Martell nach einem Südtiroler Bildhauer (19), wird eingeladen, die noble Reisegesellschaft auf der Yacht Seacloud mit historisierenden Bonmots zu unterhalten. Das tut sie auch, wenn an der Küste irgendwas Besonderes auftaucht, das auf eine vergangene Schlacht oder das verflossene Habsburgerreich hinweisen könnte, erzählt sie eine schmerzfreie Geschichte. Aber die Blabla-Heldin ist noch nicht richtig warm geredet, da kommt die Polizei an Bord und ermittelt, in einer Thunfisch-Farm ist nämlich ein Toter ohne Gesicht aufgetaucht. Der Krimi verläuft ab jetzt sehr erzähltechnisch klug. Die Yacht fährt immer in solchen Portionen, dass jeweils die örtliche Polizei zusteigen kann um über den Ermittlungsstand zu berichten oder neue Daten aufzunehmen. Hinter dem fetten Boot steckt nämlich ein formidables Anleger-Kaliber, und wo angelegt wird, fallen die Leichen wie Späne von der Hobelbank des Kapitals ab. Tatsächlich verschwindet ein ziemlich unzugänglicher Malteser vom Schiff und ist logischerweise am nächsten Tag tot. Jetzt lassen sich die Verbindungen zu den Hintermännern der Yacht nur mehr schwer vertuschen. Bei den Veranlagungen geht es nämlich um diverse Fischzucht-Modelle, die alles andere als genußfähigen Fisch auf den Teller bringen. Und immer, wenn es um Tiere geht, auch wenn sie stumm sind wie die Fische, tauchen sofort ein paar Grüne auf, die sich in der Umgebung von Nobel-Booten sehr wohl fühlen. Der Fall wird natürlich aufgeklärt, die Lösung darf aber hier nicht verraten werden, denn sie erscheint im Roman als Schlagzeile der Regionalpresse. (320) Eva Gründels Roman deckt die Krimi-weiße Fläche der kroatischen Küste bestens ab. Das ist der Vorteil der Seefahrt, sie kann in jede klitzekleine Bucht eindringen und dort Spuren für ein Verbrechen auslegen oder einsammeln. Die Leserschaft kann den Urlaub in Kroatien weiterhin buchen, es passiert nichts Aufregendes dort, das Land ist still und beschaulich wie die Mörderhitze. Helmuth Schönauer


Rezension


Dieses Medium ist verfügbar. Es kann vorgemerkt oder direkt vor Ort ausgeliehen werden.

Personen: Gründel, Eva

Gründel, Eva:
Mörderhitze / Eva Gründel. - 2. Aufl. - Innsbruck [u.a.] : Haymon-Verl., 2015. - 338 S. - (195)
ISBN 978-3-7099-7822-1

Zugangsnummer: 4591
Kriminalromane - Signatur: DK Grü - Buch