Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Elisabeth Wildberger; Rezension: Weil Hasen an sich sonderbare Wesen sind und jeder so seine Eigenheiten hat, erklärt Hase Otto kurzerhand Karotten zu seiner ganz persönlichen Marotte. Und Otto schafft es, diese fröhlich zum Exzess zu treiben - was nicht nur beeindruckt sondern auch sehr amüsiert. Auf dem Speiseplan stehen Karotten in allen Variationen und es ist erstaunlich, was man - außer essen - sonst noch mit dem Gemüse anstellen kann: Ottos Kreativität scheint unerschöpflich, seine Begeisterung kennt keine Grenzen. Dass sich Otto langsam selbst zur Karotte zu verwandeln scheint (zumindest seine Ohren), dass ihm seine Wahrnehmung Streiche zu spielen beginnt (Bäume, die wie Karotten aussehen?) signalisiert die negative Seite solcher Fixierung. So kann es nicht weitergehen, also: Schluss mit Karotten. Aber: Noch lange kein Grund ins Gewöhnliche abzugleiten. Otto stellt nicht nur seine Flexibilität sondern auch die Austauschbarkeit des Objekts der Begierde unter Beweis und entscheidet sich für: "Spinat! Spinat ist einfach super, Spinat macht stark!" Seine auf eigenem Beschluss beruhende Besessenheit wird völlig unkonventionell optisch umgesetzt, seine zur genussvollen Manie gesteigerte Karotten-Vorliebe in genial komponierte Bilder transformiert. Da wird gerissen und geklebt, gestrichelt und gemalt, da wechselt der Bildhintergrund vom linierten Notizblock über Landkartenreste zu Rot oder - wo's bedrohlich wird - zu völligem Schwarz; da werden Sprechblasen oder kleine Kalendarien eingebaut, die Seitenränder zusätzlich mit winzigen Bildchen versehen, die wiederum Details zeigen, Ottos Gedanken und Ideen aufzeichnen oder komplizierte Konstruktionen und Berechnungen dokumentieren. Ebenso wie die häufig variierte Typographie und die unorthodoxe Verknüpfung von Text und Bild, in der Schrift- und Bildfunktion fließend ineinander übergehen, mühelos in das grafische Gesamtkonzept integriert werden, werden in einem bewegtem Spiel mit Konnotationen Versatzstücke aus verschiedenen Zeitabschnitten miteinander kombiniert und in neue Zusammenhänge gebracht. Die unbezähmbare Lust am Illustrieren und Gestalten ist in jedem Strich spürbar und erschafft eine äußerst temporeich inszenierte Synthese aus Zeichnung, Malerei und Collage. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Fritz Popp; Die Marotte eines Karnickels als bibliophiles Kinderbuch. (ab 4) (JD) Eigentlich könnte er auch Otto Marotto heißen, der Hase, dessen Schwester und Freund jeweils einer Farbe frönen: Die Schwester trägt nur rote Schuhe und Freund Willi nur blaue Rollschuhe (seltsamerweise "Skater" genannt). Otto verlegt sich daraufhin auf die Farbe Orange und isst nur noch Karotten - zu jeder Gelegenheit und in jeder Form: roh, gekocht, gebacken, gebraten etc. Selbst die Bedenken seiner Familienangehörigen können ihn nicht davon abhalten. Die Karotte bestimmt dermaßen sein Denken, dass er selbst an Karottenhäuser, Karottenautos u. dergl. denken muss, ja sich vom Verzehr dieses Gemüses allerlei nützliche Fähigkeiten erwartet. Dass er sich dabei verändert und ihm Karottenohren wachsen, die andere Hasen gern anknabbern und diese ihn auch deswegen ausspotten, führt doch dazu, dass Otto den Karotten abschwört und sich flugs eine neue Marotte, die hier nicht verraten wird, zulegt. Zum Vorlesen ist das wunderschön und sorgfältig gestaltete Buch ab 4, zum Buchstabieren oder Selberlesen bis 8 geeignet, wobei sich die Frage stellt, ob die grafische Gestaltung nicht mehr Erwachsene als Kinder ansprechen wird. Und ob die unübersetzten italienischen Begriffe in den vielen grafischen Zusatzdetails nicht eher verwirren als vielleicht mulitikulturell animieren, ist auch die Frage. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Elfie Kainz-Kazda; "Hasen sind sonderbar!", denkt Otto. Jeder hat so seine Eigenheit. Da ist zum Beispiel Trixi: Sie will immer nur rote Schuhe! Und Willi: Der trägt seine blauen Skater nicht nur am Tag, nein, er trägt sie auch im Bett! Da kann Otto nicht nachstehen und überlegt lange ... , um schließlich zu einer folgenreichen Entscheidung zu kommen: Ab heute esse ich nur noch Karotten, Karotten und nichts anderes mehr! Gesagt, getan! Otto isst Karotten in jeder Form: Karotten roh, gekocht, gebraten, Karottensuppe, Karottenpizza, Karottentorte ... Da hilft kein Einwand der Eltern, Otto isst Karotten, ja schließlich denkt Otto sogar karottig, bis ihm, ja bis ihm Karottenohren wachsen und seine Schulfreunde spotten: Otto Karotto. Da entscheidet Otto: Von nun an gibt es nur noch Spinat zu essen. Unglaublich temporeich in Wort und Bild spielt dieses Bilderbuch mit der Eigenart von (Hasen-) Kindern, Vorlieben so intensiv auszuleben, dass sie beinah als Marotte erscheinen. Geplagte Eltern werden sich sofort an Zeiten erinnern, in denen ihr Kind sich ausschließlich von ... ernähren oder mit seinem Lieblingspyjama in den Kindergarten wollte. Wie schön, dieses Thema auf sehr humorvolle Art auf die Spitze getrieben in einem Bilderbuch zu finden. Dadurch können Kinder und Erwachsene miteinander ins Gespräch kommen und gemeinsam die schmale Grenze zwischen Vorliebe und Marotte diskutieren. Der ungewöhnliche Strich, die überbordenden Bildeinfälle mit originellen Details, die wechselnden Perspektiven, der Einsatz von Collagetechnik, die Auflösung der einzelnen Seiten in unterschiedlichste Formate, der Text, der durch ein raffiniertes Lay-out den Bildern zusätzlichen Reiz verleiht ..., all das und noch vieles mehr machen das Buch zum Kunstwerk. Also schauen Sie es sich an und tun sie es gemeinsam mit einem vierjährigen Kind!
Rezension
Personen: Carrer, Chiara
Carrer, Chiara:
Otto Karotto / Chiara Carrer. - Wien : Picus, 2000. - [14] Bl. : zahlr. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-85452-842-5
Bilderbücher - Signatur: J1 Car - Buch