Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Birgit Stessl; Vea Kaiser porträtiert in ihrem neuen Roman wieder eine Familie samt ihren Geheimnissen. (DR) Als Onkel Willi das Zeitliche segnet, beschließen Lorenz und seine drei Tanten, den Leichnam im Auto nach Montenegro zu schmuggeln - dem Geburtsort von Willi und sein Begräbniswunschort. Was nach einem vergnüglichen Roadmovie klingt, ist nur zeitweise eines: In abwechselnden Kapiteln erzählt die Autorin die Familien- und Lebensgeschichte der drei Schwestern sowie jene von Lorenz und weiteren Familienmitgliedern, wobei sich Vergangenheit und Gegenwart abwechseln. Sie charakterisiert die Figuren, ihre Lebensgeschichten werden anekdotenhaft erzählt. Als Leser_in hat man vor allem die drei sehr unterschiedlichen, aber im Geiste stark verbundenen Schwestern bildlich vor Augen. Am Ende schließt sich der Kreis, alle Familiengeheimnisse sind gelüftet, und die Geschichte ist fertig erzählt. Vea Kaiser legt mit ihrem dritten Roman ein solides und angenehm lesbares Werk vor, das dennoch hinter den beiden vorherigen Romanen zurückbleibt. Das Lüften der Geheimnisse ist vorhersehbar, alle enthaltenen Lebensepisoden - vor allem rund um die drei Schwestern - kann man ebenso als Kurzgeschichten lesen. Auch den Charme und den subtilen, unaufdringlichen Humor bzw. die Tiefe der Vorgängerwerke sucht man in diesem Buch vergeblich. Leider stören auch einige Rechtschreibfehler den Lesefluss. Fazit: Ein netter Zeitvertreib für den Sommer, den man lesen kann, aber nicht lesen muss... Lieber sollte zu den beiden ersten Werken von Vea Kaiser gegriffen werden. ---- Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen (http://www.provinz.bz.it/kulturabteilung/bibliotheken/320.asp) Autor: Markus Fritz; Die Hauptfigur, Lorenz Prischinger, ist ein erfolgloser Schauspieler. Lorenz ist pleite, er wartet dringend auf ein neues Engagement, aber die Fernsehserie, auf die er all seine Hoffnungen setzt, kommt nicht zustande und auch vom Theater bekommt er schon lang keine Aufträge mehr. Er ist liiert mit Stephi, einer Altphilologin, die in Heidelberg an der Uni arbeitet. Als Stephi ihn verlässt, versiegt seine letzte Geldquelle. Lorenz muss seine Innenstadtwohnung vermieten, zum Glück gibt es noch die drei Tanten, die in Wien Liesing wohnen und die ihn mit Unmengen Schnitzel füttern. Und da gibt es noch Onkel Willi, der aus Montenegro stammt. Als Onkel Willi stirbt, wollen sie ihm den letzten Wunsch erfüllen: Willi will in seiner Heimat begraben werden. Und so machen sich Lorenz und die drei Tanten mit einem uralten Fiat Panda auf den Weg nach Montenegro. Onkel Willi sitzt tiefgefroren auf dem Beifahrersitz. In Rückblenden wird die Geschichte der Familie Prischinger erzählt. Die drei Schwestern wachsen in der Nachkriegszeit in einem Gasthof in Niederösterreich auf, der Vater ist im Krieg geblieben. Onkel Willi stammt aus Montenegro. Er heißt eigentlich Koviljo Markovic. Auch seine Geschichte und wie er nach Wien kommt und eine der Schwestern heiratet, wird sehr plastisch und detailreich erzählt. Das Motto der Familie lautet: "Niemand wird zurückgelassen." Zusammenhalt ist für die Familie alles. Dennoch gibt es in der Familiengeschichte einen dunklen Fleck. Jemand ist zurückgelassen worden. Vea Kaiser erzählt wie in den beiden Vorgängerromanen witzig und detailreich von einer ungewöhnlichen Familie zwischen der österreichischen Provinz, Montenegro und Wien. Aufgrund der Fülle der Figuren und Orte hätte man sich als Leser einen Übersichtsplan und ein Personenverzeichnis gewünscht. Gekonnt verknüpft die Autorin die verschiedenen Erzählstränge und überrascht den Leser manchmal mit ungewöhnlichen Wendungen. Vea Kaiser erzählt leichtfüßig und unterhaltsam, aber nie banal, von einer ungewöhnlichen Familie. Für alle Bibliotheken geeignet.
Rezension
Personen: Kaiser, Vea
Kaiser, Vea:
Rückwärtswalzer : Roman / Vea Kaiser. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2019. - 418 S.
ISBN 978-3-462-05142-1
Belletristik allgemein - Signatur: D0 Kai - Buch