Das qualvolle Ende einer gescheiterten Ehe und der steinige Neuanfang einer Patchworkfamilie. (DR) Nach den beiden hochgelobten Romanen "Liebesleben" und "Mann und Frau" legt die israelische Autorin mit "Späte Familie" den letzten Teil ihrer großen Trilogie über die moderne Liebe vor. Dass nicht alles, wovon wir träumen, in der Realität das Ideal ist, erfährt die Protagonistin Ella schmerzhaft am eigenen Leib. Mutig und radikal setzt die selbstbewusste Archäologin ihrer quälenden Ehe ein Ende und bleibt vorerst als Alleinerzieherin eines Sohnes zurück. Rasch trüben Ängste, Zweifel und Gewissensbisse das anfängliche Freiheitsgefühl. Dennoch geht Ella mit ihrer neuen Liebe (einem Psychiater!) das Risiko einer "späten" Familie ein, eine Entscheidung, die allen Beteiligten vieles abverlangt... Keine billige Ratgeberliteratur und gewiss mehr als nur eine starke Frauengeschichte verbirgt sich hinter diesem psychologischen Roman, der die Verletzungen, Sehnsüchte und Illusionen einer in die Krise geratenen, selbstbewussten Frau intelligent und schonungslos analysiert. Politische Hintergründe werden nur angedeutet, Shalev widmet sich in erster Linie den privaten Dingen des Lebens. Shalevs Erzähltempo ist trotz langer, beistrichbeladener Sätze rasant, die Sprache ist metaphernreich, direkt und entwickelt eine starke Sogwirkung. Shalev gelingt es, den Spannungsbogen bis zur letzten Seite aufrecht zu erhalten. Ihre Figurenzeichnung ist sehr differenziert und plastisch. Der Leser wird durch das Wechselspiel von Gut und Böse permanent dazu genötigt, Position zu beziehen. Die geglückte deutsche Übersetzung stammt wiederum von der Kinderbuchautorin Mirjam Pressler. Ein Roman, bei dem keineswegs nur Frauen ins Schwärmen geraten werden! *bn* Elisabeth Zehetmayer
Rezension
Personen: Shalev, Zeruya Pressler, Mirjam
Shalev, Zeruya:
Späte Familie : Roman / Zeruya Shalev ; Mirjam Pressler. - Berlin : Berlin Verl., 2005. - 580 S.
ISBN 978-3-8270-0474-1
Belletristik allgemein - Signatur: D0 Sha - Buch