Schindler, Nina
Wundertüte Roman
Buch

Annotation: Familie Feuerstein hat ein Problem: Der Vater hat sie wegen einer jüngeren Frau verlassen und müssen sie - Frau und fünf Kinder - zusehen, wie sie mit Trauer, Wut und dem veränderten Alltag umgehen. Routiniert erzählte, tragisch-komische Alltagsgeschichte. Das Leben ist wie eine Wundertüte: Man weiß nie, was drinnen ist - meistens ist es überflüssiger Plastikmüll und ein Kaugummi, an dem man sich die Zähne ausbeißt. Familie Feuerstein - nein, nicht die aus dem Fernsehen - hat zurzeit auch einiges zu knabbern: Der jüngste Feuerstein ist noch kein Jahr auf der Welt, da macht sich der Vater auch schon aus dem Staub, weil er es mit einer jüngeren Frau ein weiteres Mal (das dritte dann) versuchen will. Nichts neues in unserem wundertütigen Leben. Die 15jährige Ich-Erzählerin und die anderen Feuersteins: Mutter, vier Geschwister (davon die älteste Schwester nur eine halbe) und Ebel, der Neffe des Vaters, der ein Zimmer des großen Hauses bewohnt, Computerfachmann ist und wunderbarer Babysitter, finden das nicht gut, aber sie müssen sich zurechtfinden. Die Gefühle wie Tagesablauf, das ganze volle Leben also, müssen neu geordnet werden und das ist nicht leicht. Zumal der Ebel sich dann noch in Mutter Feuerstein verliebt und da ist der Altersunterschied ja auch ziemlich groß - und noch dazu in die falsche Richtung. Nina Schindler schreibt über die Konsequenzen von Trennungen, über Leid, Trauer, Wut und die Reorganisation des familiären Alltags. Sie nimmt auch die (noch immer herrschenden) Vorurteile aufs Korn, die Geschlechterrollen in Zusammenhang mit Windelpflege oder die Altersschere in Beziehungen. Und sie macht sich über die 68er und ihre Nachkommen liebevoll lustig. "Wundertüte" ist fraglos routiniert erzählt, komische und tragisch-komische Epsioden (wie die um eine kleptomanische Regierungsratswitwe) werden an der richtigen Stelle eingebaut. Der Text hat keine langen Passagen, das Tempo wird bis zum Schluss gehalten. Das Ende ist offen. Die sprachliche Gestaltung ist mir manchmal zu schnoddrig auf Jargon getrimmt ("Mama ... hing auf ihrem Stuhl wie ein Schluck Wasser"; "wieso man wegen so einem Piepkram so einen Larry machen konnte" "Ich glaub, mich knutscht ein Tiefseemolch!"), aber insgesamt lässt sich nichts sagen. Alles zu glatt erzählt, zu mustergültig im inhaltlichen wie im erzählerischen Ablauf. Zu viel gescheiter Realismus, zu wenig Wärme in den Figuren. Wären da nicht jene Szenen, in denen die kleine Schwester zur Ich-Erzählerin ins Bett kriecht, um sich trösten zu lassen, um bei den Furzgedichten einschlafen zu können: Da kommt plötzlich Haut ins Spiel, wirkliche Nähe, anrührende Wärme und für einen Moment glaube ich der Erzählerin alles. Aber dann ist der Moment schon wieder vorbei und die Populärsoziologin hat wieder das Wort. *ag* Franz Lettner


Rezension


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Personen: Schindler, Nina

Schindler, Nina:
Wundertüte : Roman / Nina Schindler. - Weinheim : Anrich, 1999. - 143 S.
ISBN 978-3-89106-373-6

Zugangsnummer: 5048
Bücher f. Jugendliche u. Erwachsene - Signatur: DRP Schi - Buch