Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Heinrich Klingenberg; Gut lesbare, faktenreiche Geschichte einer österreichischen Familie mit großem Namen. (BI) Mehr als ein Jahrhundert Österreich lebt in diesem Buch in vielen Facetten wieder auf: die Donaumonarchie mit dem Zentrum Wien, wo aus dem jüdischen Bildungsbürgertum große Namen hervorgehen. Auch Vater Johann Schnitzler, mit dessen Geschichte das Buch beginnt, kann sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts als Aufsteiger aus bescheidensten Provinz-Verhältnissen einen hervorragenden Namen als Arzt machen. Sohn Arthur soll in seine Fußstapfen treten, gibt aber diese eher wenig geliebte Profession zugunsten der Schriftstellerei und Dichtkunst auf. Er erlangt mit seinen Stücken bald literarische Berühmtheit, die durch leidenschaftliche Verstrickungen und entsprechende private Wirrnisse keinen Nachteil erleidet. Der "reuevollsten Geschiedenen", nämlich Arthurs schwieriger Ehefrau Olga, gelingt es, den Nachlass des 1931 verstorbenen Ehemannes nach England, an die Universität von Cambridge, zu bringen. Die Familie erlebt Verachtung und Verfolgung, Todesfälle und neue Bindungen. Der Nazi-Willkür kann nur durch Emigration entgangen werden. Arthurs Sohn Heinrich ist als Künstler, Schauspieler und schließlich Filmemacher in den USA der "Last des großen Namens" entkommen. Er kehrt später nach Wien zurück, wo immer noch die Stücke seines Vaters aufgeführt werden - im Gegensatz zu den USA. Dort konnte man kaum jemals mit dem für Amerikaner unaussprechlichen Namen Schnitzler etwas anfangen. Der Kreis schließt sich also in Wien, wenn man - wie die Autorin es tut - die Enkelin Arthur Schnitzlers auf den Friedhof zu den Gräbern ihrer Ahnen begleitet. Die Autorin hat gründlich recherchiert, Fakten ausführlich kommentiert und erzählt in einem exzellenten Stil, der das Lesen des immerhin 270 Seiten umfassenden Buches zum Vergnügen macht. Fotos lockern zusätzlich auf. Die vorangestellte Stammtafel der Schnitzlers tut ein Übriges, sich im Dickicht der Namen zurechtzufinden. Historisch und kulturell interessierte LeserInnen werden lustvoll eintauchen in eine interessante, teilweise bizarre Welt von gestern und vorgestern.
Rezension
Personen: Jacobi, Jutta
Jacobi, Jutta:
¬Die¬ Schnitzlers : eine Familiengeschichte / Jutta Jacobi. - St. Pölten : Residenz-Verl., 2014. - 294 S. : Bl. : Ill.
ISBN 978-3-7017-3279-1
Geschichte - Signatur: GE Jac - Buch