Poznanski, Ursula
Die Verschworenen Trilogie
Buch

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Rebecca Englert; Im zweiten Band der Trilogie findet Ria Fragmente aus "Jordans Chronik", die das Geheimnis um ihr Schicksal erhellen könnte. (ab 14) (JE) Um den Clan der Dornen, der von den Sphärenbewohnern härter denn je verfolgt wird, nicht weiter zu gefährden, sieht sich Ria gezwungen, sich vom Clan und damit von Sandor zu trennen und sich mit einem Teil der noch Überlebenden aus der Gruppe der einst Verratenen als Arbeitskräfte in eine der Sphären einzuschleusen. Dort hoffen sie auf mehr Informationen über den Verrat, den sie angeblich begangen haben, und darüber, wie es mit ihnen langfristig weitergehen soll. Zur Entwicklung des Spannungsbogens dienen einzelne Schriftstücke einer Chronik, die Ria nach und nach findet, Informationsfetzen aus dem Internet und Unterhaltungen, die sie heimlich belauscht. Was sich ihr am Ende offenbart, ist so ungeheuerlich, dass Ria sich und ihre gesamte Existenz in Frage gestellt sieht. Eine zarte Liebesbeziehung, Freundschaft, Loyalität, Intrigen, Kampf sowie ein gewisses Quantum an Cleverness und Raffinesse sind die Zutaten, die die Spannung ziemlich in die Höhe treiben. Auf den dritten Band lässt uns die Erfolgsautorin mit nächtlicher Wachhalte-Garantie hoffentlich nicht allzu lange warten! ---- Quelle: STUBE (http://www.stube.at/) Nachdem im Auftakt der Trilogie Die Verratenen (Loewe 2012) eine dystopische kontrastreiche Welt konzipiert wurde, die die Überlebenden der sogenannten langen Nacht in Zivilisierte und Primitive teilt, stellt Ursula Poznanski im zweiten Band die Frage nach der Zugehörigkeit der handelnden Figuren neu. Weil Ria vom eigenen System verraten wurde, lebt sie nun nicht mehr priviligiert in den schützenden Sphären, sondern wortwörtlich im Untergrund einer Stadt: Rias kultur-archäologische Bemühungen in den Trümmern der Wiener Nationalbibliothek verweisen immer wieder faszinierend auf unsere Gegenwart und decken sukzessive eine gefährliche Verschwörung auf *STUBE* Willkommen im neuen Jahr! Für kurze Zeit um den Jahreswechsel hat der Winter Ernst gemacht und uns wenige wunderschön eisige Tage und in manchen Gebieten reichlich Schnee beschert. Die idealen meteorologischen Rahmenbedingungen also, um sich auf eine dystopische Welt im ewigen Eis einzulassen: Zum Beispiel auf eine Welt nach einer Klimakatastrophe (als Ausbruch benannt), in der eine kleine Gruppe der ehemaligen mitteleuropäischen Bevölkerung das ultimative Pendant zur Erderwärmung in so genannte Sphären überlebt hat futuristische, kuppelartige Gebilde, die in ihrer Ausstattung ein wenig an George Orwell gemahnen und denen auch ein ähnliches Überwachungssystem etabliert wird. Man trägt so genannte Salvatoren am Handgelenk, die sowohl Angaben zur Nahrungszufuhr machen, als auch der Kommunikation dienen (respektive der Überwachung, wie sich nach und nach herausstellt). Ria lebt in einer dieser Sphären (Neu-Berlin) als Eliteschülerin der Borwin-Akademie, benannt nach dem Gründer der Sphären. Einst soll sie zur Elite des Sphärenbundes gehören und wird dafür wie andere Elite-Schüler_innen auch in einem Spezialgebiet geschult. In Rias Fall ist es die Kommunikation, die sowohl Vielsprachigkeit als auch die Fähigkeit umfasst, Sprache im Sinne von Körpersprache zu begreifen und zu beeinflussen. (In jener Welt, die durch den Ausbruch zerstört wurde, wäre Dr. Carl Lightman durchaus bereit gewesen, Ria in sein Lie to me-Team aufzunehmen.) Ein im Rahmen der Lebensbedingungen und Ria kennt keine anderen unbeschwertes Leben also, das sich dramatisch ändert, als plötzlich von einem Verrat gesprochen wird. Respektive geflüstert hinter den Planen einer Baustelle in der Nähe der Bibliothek, in die Ria soeben (natürlich auf den letzten Drücker) ein Buch zurück gebracht hat. Diesen Verrat macht Ursula Poznanski zum Ausgangsmotiv einer Future-Fiction-Trilogie, die mit dem im Herbst 2014 erschienenen Band Die Vernichteten abgeschlossen ist. Und bereits die Steigerung vom titelgebenden Verrat des ersten zur Verschwörung des zweiten und Vernichtung des dritten Bandes zeigt die spannungsgeladene Erweiterung dieses Grundmotivs. Mit jedem Band wird der Fokus vergrößert, wird mit dem Handlungsraum und den Figurenkonstellationen auch der Blick auf und das Wissen um das einstige Grundmotiv erweitert. Mit jedem neuen Band wird eine neue Erkenntnis hinzugefügt und war man am Ende des zweiten Bandes der Meinung, die Verschwörung bereits durchschaut zu haben, so werden im dritten Band die Karten nochmals neu gemischt und ein elitärer Männer-Zirkel etabliert, mit dem Dan Brown seine wahre Freude hätte. Der Ich-Erzählerin Ria folgend glaubt man vorerst, bei dem Verrat, dessen Ria und 5 andere Elite-Schüler_innen bezichtigt werden, handelt es sich um einen Irrtum (oder eine Verschwörung). In Band zwei jedoch muss man bemerken, dass Ria sehr wohl und zwar unwissend Teil selbst Teil einer solchen Verschwörung ist, die im Zwei-Welten-System der dystopischen Welt gründet: Nicht nur in den Sphären, sondern auch außerhalb haben Menschen (in unterirdischen Verstecken) die Klimakatastrophe überlebt und versuchen nun, die Erde unter radikalen Umweltbedingungen wieder bewohnbar zu machen. Durch entsprechende literarische Zeichensetzung erinnern sie an indigene Völker und werden von den hochtechnisierten Sphären-Bewohner_innen dem als Primitive (Prims genannt) bezeichnet. Ria wächst im Glauben auf, dass es zu einer Versöhnung und Re-Integration der Prims kommen soll (an der sie auf Grund ihrer Elite-Fähigkeiten mitwirken soll); auch wenn die Prims ein angeblich oft grausames Leben führen und ihre Kinder aussetzen, die dann von den Sphären-Bewohner_innen gerne gerettet werden. Der Perspektivenwechsel, der einsetzt, als Ria gemeinsam mit den anderen Verrätern flüchtet und auf Prims stößt, ist genreimmanent: Sie wird von einem Clan aufgegriffen, der nahe der Sphäre Vienna II siedelt (und in Ruinen zu überleben sucht, die an das uns bekannte Wien gemahnen). Antipathien, Vorurteile und Sympathien werden dabei auf die Clan-Mitglieder ebenso wie auf die geflüchteten Elite-Schüler_innen verteilt. Und obwohl mit dem ebenfalls geflohenen Aurelio liiert, verliebt Ria sich wenig überraschend in den wilden, gut aussehenden Sandor, der wenig später selbst zum Clan-Führer wird und feststellen muss, das die Geheimnisse des Clans weit grausamer erscheinen, als Sphärenbewohner_innen sie je utopiert haben. Hier weicht Ursula Poznanski von etablierten Erzählmustern ab und lässt das Motiv der Verschwörung mehrmals unter neuen Voraussetzungen wirksam werden. Durch ihre Arbeit für den Bewahrer des Clans Quirin vermag Ria die Bruchstücke einer überraschenden Wahrheit nach und nach zusammenzusetzen. Wesentlicher Bestandteil des Puzzles ist Jordans Chronik, die bereits in den Sphären (im Flüsterton hinter der Bibliothek) als maßgeblich für Verrat und Verschwörung angesehen wurde. Durch ihre Arbeit für Quirin stößt Ria auf überlieferte Papierfetzen dieser Chronik und kann sie nach und nach in all das einordnen, was sie beobachtet, erfragt oder recherchiert. Zunehmend verschwimmen Täter und Opfer und von Band zu Band werden die jeweiligen Rollen neu verteilt auch jene, die Ria selbst einnimmt. Dazu gehört auch die Wahrheit um ihre eigene Biografie und Zugehörigkeit, die sich nach und nach ganz anders darstellt als geglaubt. Ist es Ria, die Verstoßene der Sphären, die letztlich das Überleben dieser Sphären sichern kann? Und gleichzeitig eine Vernichtung der Prims durch die Sphären verhindern kann? Ist der Notwendigkeit, eine neue Welt nach dem Ausbruch aufzubauen, vielleicht sogar eine viel größere Verschwörung, ein viel umfassenderer Vernichtungsschlag vorausgegangen? Ursula Poznanski schreibt sich mit einer zügig erzählten und spannend zu lesenden Trilogie nicht nur in das In-Genre der Dystopie ein, sondern schärft deren politische Fragen mit Hilfe eines Erzählkonzeptes, das Einzelbilder gleichermaßen bestätigt und befragt und immer neu als Teile eines Gesamtbildes ausweisen. Also rein in die winterwarme STUBE und lesen, lesen, lesen. Oder raus in den Schnee, sich bewegen und dabei das Hörbuch hören, in dem Julia Nachtmann mit angenehm abgedunkelter Stimme der Ich-Erzählerin Ria folgt. Kröte des Monats *STUBE* Heidi Lexe


Rezension


Dieses Medium ist verfügbar.

Personen: Poznanski, Ursula

Schlagwörter: ab 14-Jahre

Poznanski, Ursula:
¬Die¬ Verschworenen : Trilogie / Ursula Poznanski. - Bindlach : Loewe, 2013. - 463 S. - 2. Teil
ISBN 978-3-7855-7547-5 EUR 19.50

Zugangsnummer: 1835
Erzählungen und Romane - Signatur: JE Poz - Buch