Köhlmeier, Michael
Roman von Montag bis Freitag 38 stories
Buch

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Christina Gastager-Repolust; Von Nachbarn und Wahnsinnigen - Erinnerungen eines älter Gewordenen. (DR) Dass der Vorarlberger Schriftsteller Michael Köhlmeier einen sehr langen Erzählatem hat, bewies er sich und noch mehr seinen Fans durch seine ersten Romane, später dann mit seinen Nacherzählungen der Bibel bzw. der klassischen Sagen des Altertums. Und nun diese kurzen Besuche, diese zwei- bis maximal vierseitigen Sequenzen: Frauen und Witwen schildert Köhlmeier, vom Anstand, der in weißgestärkten Gardinen hängt, ist man oft geblendet, man kennt den Geruch in den Küchen, die blanke Abwasch, die Leere. Der Erzähler Michael Köhlmeier offenbart ein - sein? - jüngeres Ich, den Buben, der eine Band gründen wollte, zum "ersten Male" seinen Pyjama mitbrachte, der barfuß Gras gemäht und seine Wahltante gehasst hatte. Man spaziert mit dem Erzähler durch eine Stadt, blickt in Vorgärten, die Gartenzwerge würden einem zuzwinkern und man erinnert sich selbst an ein Früher, das redliche Frauen, geschwätzige Männer und stets frisch polierte Witwen bevölkerten, missratene Söhne und zickige Töchter der Nachbarn stimmten die eigenen Eltern hoffnungsfroh. Nun ist man älter geworden, manche Reaktionen sind jung, pubertär geblieben und manche hat man abgelegt - wie die alten Klamotten. Die Exaktheit der Beobachtung fließt in die einzelnen Geschichten und bildet bei den Lesern/innen Schwarz-Weiß-Fotos ab: so könnte die Mundpartie der gehassten Wahltante, so das Schmerzgesicht der Mutter ausgesehen haben, die vom Tod ihres Sohnes erfährt. Ein sehr empfehlenswerter Rundgang, eine brillante Reise in die Vergangenheit, in so manches Lügengebäude, in das Tun-als-ob der Eltern und ihrer Nachbarn. Man kennt sich, gehört noch oder wieder dazu, nicht ganz, aber genug, um Geschichten aufzunehmen, weiterzudichten und dabei aus dem Fenster auf die Straße und in Nachbarsgärten zu blicken. Sehr zu empfehlen. ---- Quelle: SCHRIFT/zeichen; Autor: Ursula Stock; Michael Köhlmeiers jüngster Roman ist kein Roman im klassischen Sinn sondern setzt sich aus Miniaturen zusammen, die wie Puzzleteile eine kleine Welt in der großen ergeben. Momentaufnahmen, die oft vieles offen lassen, manchmal ist man sogar versucht, eine Fortsetzung zu fordern, weil die Geschichte so abrupt endet und man doch gerne wüsste, wie sie sich weiterentwickelt hätte. Der Vorarlberger Schriftsteller hat die "38 stories" seiner im Vorjahr tödlich verunglückten Tochter Paula gewidmet, sie fügen sich zu einem atmosphärischen Roman über Details und Irritationen seines Alltags, das Wochenende bleibt, wie schon der Titel andeutet, ausgespart. Er erzählt vom Ameisenesser, dem Eisenmann oder der Kriegsbraut, von seinem Lieblingsplatz auf dem Weg zur Hohen Kugel oder von einem Papiersack, gefüllt mit kostbarem elektrischem Strom, der dem kleinen Michael zwar Glück gebracht, ihn aber auch eine Bubenfreundschaft gekostet hat. Köhlmeier ("Bleib über Nacht", "Telemach", "Der Unfisch", "Der Tag, an dem Emilio Zanetti berühmt wurde") lebt als freier Schriftsteller in Hohenems und Wien und wurde für sein vielseitiges Werk - Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Drehbücher und Libretti - bereits vielfach ausgezeichnet. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde er durch das Erzählen der klassischen Sagen des Altertums im österreichischen Rundfunk. Auch in seinem jüngsten Roman versteht er es, ein Netz von Geschichten zu spinnen, in dem sich der Leser/die Leserin unweigerlich verfängt.


Rezension


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Personen: Köhlmeier, Michael

Köhlmeier, Michael:
Roman von Montag bis Freitag : 38 stories / Michael Köhlmeier. - Wien : Deuticke, 2004. - 166 S.
ISBN 978-3-216-30722-4

Zugangsnummer: 3939
Romane, Erzählungen, Novellen (dt.) - Signatur: DR Köh - Buch