Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Heidi Lexe; Rezension: Auf herausfordernde Art wird in diesem Bilderbuch auf vorerst zwei Ebenen vom Prozess weiblicher und kindlicher Selbstbestimmung erzählt: Johanna ergeht es an Nachmittagen wie diesem ähnlich wie den beiden "königinnen c und d", von denen Großtante Ada immer erzählt hat. Johanna fühlt sich einsam in der leeren und zunehmend unheimlich wirkenden Wohnung und auch die königinnen empfinden ihr Dasein als fremdbestimmt: "eingeschloßt" sind sie, in der "hausefalle". Doch immerhin - die beiden "königinnen fraulenzen" und widersetzen sich damit den Welt- und Wertvorstellungen der Königin der Macht. Illustratorin Christine Aebi unterscheidet die jeweils doppelseitig ausgestalteten Erzählebenen, indem sie eine blässliche-weiße Johanna vor wild und knallig ausgemalten Hintergrund stellt, die beiden königinnen aber als bunte Mal-Bilder auf weißes Papier setzt. Invertierte Welten also, die den Kontrast der innerhalb der Märchenebene sich verfestigenden Hierarchien noch verstärken: Die Welt der Königin der Macht, die vor ihrem Spiegel steht und nach ihrer Einzigartigkeit fragt, ist klar strukturiert und in Schriftsprache aus-erzählt, während sich die Welt der beiden fraulenzenden königinnen im Stil aufgelöster Sprachlogik präsentiert: Lustvoll werden Worte verdreht und neu geschöpft, werden Buchstaben vertauscht, werden Wortfragmente in neuem Sinnzusammenhang präsentiert und semiotisch stets knapp aber deutlich daneben liegende Formulierungen verwendet. Denn: "wer glaubt, uns wäre bangst und zange, ist schließlich selber unstücklich." In Johannas Vorstellung beginnen die beiden Ebenen ineinander überzugreifen - bis zu jenem Moment, in dem Johanna sich gegen die Autorität des von Großtante Ada vorgegebenen Märchens entscheidet und den Verlauf der von ihr imaginierten Geschichte nun auch selbst festlegt. "keine macht der welt darf sich so aufköniglichen", dass Johanna nicht über sich selbst bestimmen dürfte. Sie tritt hinter ihrer Puppe (die in Form einer Ausschneidefigur illustratorisch wie eine Schutzhülle vor Johanna gestellt wird) hervor und erfindet die beiden königinnen neu. Reaktionäres Denken wird unterlaufen - und die Geschichte der Königin der Macht gerät ganz den Gesetzen des Nonsens entsprechend aus den Fugen. Also: Auf Mädels, lasst uns fraulenzen!
Rezension
Personen: Aebi, Christine Axster, Lilly
Axster, Lilly:
Wenn ich groß bin, will ich fraulenzen / Lilly Axster ; Christine Aebi. Christine Aebi. - Wien : Empirieverlag, 2003. - 48 S. : Ill.
ISBN 978-3-902227-22-5
Bilderbücher - Signatur: JD Axs - Buch