Witzmann, Reingard
Wunderorte & Zauberzeichen Sagenwege durch Wien
Buch

Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/); Autor: Heinz Steuer; Rezension: Selten noch hatte ich ein Buch in der Hand, das schon beim ersten Durchse-hen so überzeugte und nach kritischem Durchgehen volle Zustimmung verlangte wie dieses hier. Ich schicke das voraus, weil mir das Heikle an der Situation bewusst ist. Ein Rezensent ohne - wenigstens gewisse - Einwände hat entweder vom Waschzettel abgeschrieben oder formuliert, in welcher Weise immer, pro domo. Es bedarf also starker Argumente, ein solches Ja zu belegen; allerdings, das Buch liefert sie der Reihe nach. Da sind zunächst unübersehbar Fachkompetenz und Faktenwissen, was auch Stoffauswahl und Gewichtsverteilung meint, und zwar im Großen wie im Kleinen. Belegbar ist das etwa in den Abschnitten "geschichte.spezial", aber eben auch in den Details. Ich denke da z. B. an den knieenden Kaiser Leopold I. Und dass Witzmann uns da den "Türkenpoldl" (wie auch bei anderen "Übernamen") erspart, spricht für sich, so wie wir wie selbstverständlich von den "Osmanen" lesen statt von "den Türken". Sachlich Gewichtiges auch fasslich zu bringen und gut rezipierbar zu machen, setzt ein richtiges methodisches Konzept voraus. Und das ist - als Nächstes - die absolute Stärke des Buches. Strukturierung und Aufbau überzeugen. Dazu tritt dann in der Umsetzung das didaktische Geschick, die Art, wie erklärt wird; ein wunder Punkt bei vielen Sachbü-chern, hier gewiss nicht. Schließlich liegt es dann an der Sprache, am Sprachgebrauch. Eigens zu erwähnen, dass sich die Autorin klar und schlüssig auszudrücken vermag, könnte als überflüssig erscheinen, wüsste man nicht, wie häufig unter "jugendgemäß" platt Geschmäcklerisches verstanden wird. Im Besonderen aber muss ich auf den Sprachton der Sagennacherzählungen hinweisen, weil da endlich einmal ein neuer Ton, zeitnahe und doch etwas abgehoben ("sagenmäßig" eben) anklingt. Die Illustrationen - über-zeugend in der Auswahl - hätten schon beim Stichwort methodisches Konzept erwähnt werden können, tragen sie doch auf ihre Art wesentlich zum Verdeutlichen des Erzählten bei. Übrigens wäre dann noch ein Sehr Gut für Layout und Umbruch zu vergeben! Trotz redaktionell verordneter Kürze habe ich aber noch ein wenig Platz für ein Wort in eigener Sache ausgespart. Worüber ich hier schreibe, ist mir nicht eben fremd. Wien ist mir vertraut, und ich habe mir mit meinem Wissen über lange Zeit ein Zubrot verdient. Fast 20 Jahre lang war ich Referent der Aktion "Österreichs Jugend lernt die Bundeshauptstadt kennen" des Unterrichtsministeriums und hatte dabei die gleiche Klientel zu bedienen, für die auch das Buch gedacht ist, in einem bestimmten Segment übrigens auf dieselbe Weise. Und, wie ein "gutes" Jugendbuch aussieht, darüber habe ich so-gar Seminare veranstaltet. Gerne gebe ich aber zu, Reingard Witzmann ist mir in Vielem über. So weiß ich beispielsweise bis heute nicht, was ein "Suckl" (S. 167) ist, ich hab's in keinem einschlägigen Wörterbuch gefunden. Dafür allerdings sei abschließend mein subjektiver Eindruck festgehalten, dass hier etwas Exemplarisches für das gesamte Genre vorliegt.


Rezension


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Personen: Witzmann, Reingard

Schlagwörter: Österreich Geschichte Sagen

Witzmann, Reingard:
Wunderorte & Zauberzeichen : Sagenwege durch Wien / Reingard Witzmann. - St. Pölten : Niederösterr. Pressehaus, 2003. - 175 S. : Ill.
ISBN 978-3-85326-271-9

Zugangsnummer: 147
Jugend Erzählungen - Signatur: JE Wit - Buch