Annotation: Abenteuerroman mit sozialgeschichtlichem Hintergrund: Im Deutschland des 18. Jahrhunderts gerät ein Junge zwischen die Fronten der Räuber und eines skrupellosen kaiserlichen Kommissärs. Rezension: Württemberg um 1780: Der Lateinschüler David, Sohn eines ehrgeizigen Oberamtmanns, wird ohne für ihn ersichtlichen Grund verhaftet. Bald holt ihn der geheimnisvolle Herr von Trabac aus dem Gefängnis und rät ihm, zu den Räubern zu gehen, wenn ihm das Leben der Eltern und sein eigenes lieb seien. So lernt er, der aufgrund seiner bürgerlichen Moralvorstellungen die Räuberei als Verbrechen sieht, allmählich die andere Seite kennen: Unglücksfälle, Verelendung, Hartherzigkeit der Adeligen und Ähnliches sind es, die Leute zu Räubern werden lassen. David muss an kleinen Beutezügen teilnehmen und entdeckt seine Zuneigung zur Schwarzen Gret, einer bildhübschen Diebin. Heimlich sucht er seinen Vater auf, dem der "verlorene Sohn" jedoch sichtlich nicht willkommen ist. Wieder begegnet David Herrn von Trabac, kann jedoch dessen Spiel zwischen Räubern und Behörden nicht durchschauen. Sogar als Bettler muss er sich durchschlagen. Durch einen rätselhaften Brief ahnt er Gefahr für seinen Vater und begibt sich in seine Heimatstadt. Tatsächlich findet dort ein von Trabac mitgeplanter Überfall statt. Dabei werden von eben diesem Trabac, der sich als kaiserlicher Kommissär entpuppt, zahlreiche Räuber sowie Davids Vater und mehrere Beamte als Kollaborateure festgenommen. David selbst merkt, dass er nur als Pfand gegen seinen Vater missbraucht wurde, erhält aber als "Belohnung" eine Überfahrt nach Amerika, wo er - zusammen mit seiner Räuberbraut - ein neues Leben beginnen soll. Die auf kriminalistische Effekte zugespitzte, aber reichlich unwahrscheinliche Haupthandlung sowie die farbige, detailreiche Erzählweise lassen abschnittweise vorhandene Längen verdauen. Für geschichtlich interessierte Leserinnen und Leser bietet der Roman allerdings ein facettenreiches Gesellschaftsbild jener Zeit, in der auch Schillers "Räuber" entstanden sind, und regt zu differenzierender Bewertung (etwa der Methoden Trabacs) an .
Personen: Bentele, Günther
Historisches
Bentele
Bentele, Günther:
¬Das¬ große Spiel des Herrn Trabac / Günther Bentele. - Stuttgart : Thienemann, 2003. - 367 S.
ISBN 978-3-522-17605-7 fest geb. : € 18,50
Historisches - Buch