Annotation: Alissa ist auch ein Jahr nach dem Tod ihres Vaters noch unendlich traurig, ihre Mutter bewegt sich selbst ständig am Rande einer Depression. Eine minutiös erzählte Geschichte über Tod, Trauer, Erinnerung und den Versuch eines neuen Anfangs. Rezension: Alissa friert. An Händen und Füßen und mehr und mehr bis ins Innerste ihres Körpers. Je weiter sie sich in die Trauer um ihren verunglückten Vater zurückzieht, sich abkapselt von der Welt und auch von ihrer Mutter, der es nicht möglich ist, über den Vater zu reden, ihn so lebendig zu halten, desto kälter wird es in ihr. Und desto weniger passt sie in eine "normale" warme Sommerwelt. Zoran Drvenkar erzählt in "Der Winter der Kinder" eine oft erzählte Geschichte mit bekanntem Personal: Ein 10-jähriges Mädchen und dessen Mutter, deren neuer Freund, der an das Kind nicht herankommt, eine lebensfrohe und ein wenig schrullige Oma, die einen neuen Liebhaber findet - beide versuchen erfolglos dem Mädchen zu helfen. Dass diese Geschichte trotzdem eine besondere ist, liegt an der Erzählweise des jungen Berliner Autors. Es ist ein über weite Strecken äußerst reflexives Schreiben, es ist die Strategie, die Innenwelt des Mädchens in Situationen, Bildern und Träumen für die LeserInnen fassbar zu machen. Da ist beispielweise eine Szene, in der Alissa und ihre Mutter gleich zu Beginn bei fremden Leuten sind, um die zukünftige Klavierlehrerin kennen zu lernen. Auf ihrem Streifzug durch die weitläufige Wohnung kommt sie in ein riesiges wunderbares Bad. Ihr ist kalt, sie legt sich in die Badewanne. Die Mutter kommt, sagt nichts, zieht sich aus und legt sich zu ihrer Tochter in die Badewanne in einer fremden Wohnung. Oder auch jene Szenen, in der das Mädchen in einem Café sitzt und der Sonne zusieht, wie sie über den Tisch wandert. Es ist, als ob Drvenkar immer wieder neu versuchen würde, die Geschichte der Trauer zu erzählen, als ob er selbst keinen Rat wüsste und also das Mädchen immer neu ansetzen lässt, sich von der Kälte zu befreien. Es ist schlüssig, dass die Auflösung nicht von den Erwachsenen kommt sondern in der traurigen Heldin selbst sich ereignet, dass sie durch ihre Träume - die so klar sind, wie die Wirklichkeit unklar ist - eine Möglichkeit findet, ins "normale" Leben zurückzukommen. Der Winter der Kinder ist eine sehr traurige Geschichte über den Versuch, mit der Trauer umzugehen. Lesetipp
Personen: Drvenkar, Zoran
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Drvenkar
Drvenkar, Zoran:
¬Der¬ Winter der Kinder oder Alissas Traum / Zoran Drvenkar. - Hamburg : Oetinger, 2000. - 194 S.
ISBN 978-3-7891-3306-0 fest geb. : ÖS 145,-
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