Annotation: Streiflichter durch die Weltgeschichte, die zum Erörtern einschlägiger Fragen befähigen sollen (ab 12) Rezension: "Wer nicht von dreitausend Jahren / Sich weiß Rechenschaft zu geben, / Bleib im Dunkel unerfahren, / Mag von Tag zu Tage leben." Unter diese Worte Goethes aus dem "Westöstlichen Diwan" von 1819 stellt Reinhard Barth seinen Geschichtsüberblick, der zum Mitreden (und dann hoffentlich auch politisch Mithandeln) befähigen soll. Von der Lernpsychologie her ist bekannt, dass man/frau sich den Lernstoff nur in kleinen Häppchen aneignen kann. Deshalb erfolgt zuerst eine große Epocheneinteilung in Vorgeschichte, Altertum, Mittelalter, Neuzeit, das 19. Jahrhundert sowie das 20. Jahrhundert samt Gegenwart. Dann geht's an die Mühen der Ebene: nämlich die heikle Aufteilung des Geschichtsstoffs in (zumeist) Einseitenabschnitte, überschrieben mit Fragen wie z. B. - beliebig herausgegriffen: "Wie lebten die Menschen in der Steinzeit?" oder "Wie endete das Chinesische Kaiserreich?" oder "Welchen Verlauf nahm der Zweite Weltkrieg?" Diese Vorgangsweise erinnert ein bisschen an die Prüfungsvorbereitung zur Reifeprüfung (d. i. Abitur), wo SchülerInnen sich auf einer Seite das Wichtigste zusammenschreiben: Für das Lesen einer Seite braucht man etwa fünf Minuten - so lang soll man dann auch bei der Prüfung sprechen. Zur ersten Orientierung gibt's jeweils einen größer gedruckten Lead-Text, schwierigere Wörter werden am Rand erklärt, ein Stichwortverzeichnis hilft bei der Orientierung. Insgesamt somit zweifellos ein löbliches Unterfangen, soll es doch zu einer bewussteren politischen Haltung führen, gestützt auf historische Erfahrungen. Im Vorwort relativiert der Autor bereits zu hoch gesteckte Erwartungen bezüglich Vollständigkeit des Angebots wie auch der Lektüre: Es kann ruhig beim Durchblättern bleiben ... Problematisch bleibt für mich bei Texten dieser Art immer wieder die Frage, ob und wie sie von ihrem Zielpublikum wahrgenommen werden: Wie setzen sie sich gegenüber immer rezipientInnenorientierter gestalteten Schulbüchern durch? Wie können sie gegenüber elektronischen Präsentationen mit Bild- und Tonelementen, vielfältigen Hypertextfunktionen, Kopierfunktionen zur Bearbeitung, Aktualisierbarkeit etc. bestehen? Ich fürchte, dass ein Band wie dieser ohne Vermittlung durch Erwachsene - sicher ein Glücksfall für beide Gesprächspartner! - nur schwer Zugang zur Jugend finden wird. Die Frage der Integration dieser Segmente in eine evolutionäre resp. revolutionäre Geschichtsauffassung bleibt zudem immer noch offen, wird nicht einmal angedacht - ebenso die des wichtigen strukturellen Transfers in gegenwärtige Kontexte.
Personen: Barth, Reinhard Guhr, Constanze
Geschichte
Sonstige
Barth, Reinhard:
Nachgefragt: Weltgeschichte : Basiswissen zum Mitreden / Reinhard Barth. Ill. von Constanze Guhr. - Bindlach : Loewe, 2006. - 142 S. : Ill.
ISBN 978-3-7855-5669-6 fest geb. : ca. € 13,30
Geschichte, Sonstige - Buch