Bereits in seiner Trilogie „Méto“ wählt der französische Autor ein sehr hermetisches topografisches Konzept, um auf geringstem Raum Hierarchien und Machtstrukturen erzählerisch zu entwickeln. Aus der Szene in einem der „Méto“-Bände, in der eine Figur sich im Dunkeln bewegen (und bewähren) musste, entstand das Konzept eines neuen Mehrteilers: Die Titelgebende „Nox“ ist eine Wolke aus Dreck und Abgasen, die den Handlungsraum vertikal in durchnummerierte Lebensbereiche teilt, deren Qualität aus der Intensität der Verschmutzung resultiert. Innerhalb der sozialen Hierarchie dieser dystopischen Welt werden die drei Ich-Erzähler_innen verortet: Lucen und Gerges leben auf der gleichen Ebene der Unterstadt; als Mangelwesen weisen sie sich schon dadurch aus, dass ihrem Namen je ein Buchstabe fehlt. Ludmilla hingegen lebt als wohlbehütetes Töchterlein in der wolkenfreien Oberstadt – kommt durch ihr bisheriges Kindermädchen jedoch in Kontakt mit der Unterstadt und schließt sich letztlich einer Widerstandsgruppe an, die sich für die Gleichheit aller einsetzt. Diese Art der Eigenpositionierung wird auch Lucen und Gerges abverlangt: Für Gerges handelt es sich von Beginn an um eine explizit ideologische Entscheidung, wenn es das Für und Wider einer Beteiligung an der willkürlich brutalen, von seinem Vater geleiteten Miliz abzuwägen (und später in sein Handeln zu übertragen) gilt. Lucen hingegen scheint eine vorerst private Entscheidung zu treffen, aus der die Notwendigkeit resultiert, sich als politisch neutrale und liberal denkende Person, den „Heimlichen“ und deren Aktivitäten in der Unterwelt der Unterstadt anzuschließen. Zunehmend von dessen Vater diskreditiert, verliert er damit letztlich auch das Vertrauen seines besten Freundes Gerges. Stilistisch reduziert und durchgehenden Hauptsatzkonstruktionen verpflichtet, taucht der Roman in eine lichtlose Welt ein, in der die Notwendigkeit physikalischer Energiegewinnung nicht nur zur bestimmenden Aktion der Figuren wird, sondern auch zeichenhaft ist für die frei werdenden politischen Energien, die das Mit- und Gegeneinander bestimmen.

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Personen: Grevet, Yves Singh, Stephanie