Annotation: Ein neuer Lebensabschnitt beginnt für Leontine: sie kann, da ihre Mutter an AIDS gestorben ist, nun zu ihrer Lieblingstante aufs Land ziehen. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht einfach vergessen und Leontine schafft es nur langsam, neue Beziehungen aufzubauen. Rezension: Nach einer relativ kaputten Kindheit ist eine heile Welt in Sicht: Leontine, das Mädchen mit dem Steingesicht, kann, nachdem ihre Mutter an AIDS gestorben ist, zu ihrer Lieblingstante Wanda ziehen. Der glücklose Alltag in Berlin ohne Vater und mit einer drogensüchtigen Mutter wird abgelöst durch ein neues Zuhause in einem idyllischen Häuschen in Schapen, einem Ort nahe Braunschweig. Die Tante vermittelt dem Mädchen die lang entbehrte Zuneigung und einen Alltag ohne die Extreme, die die Abhängigkeit und Krankheit der Mutter mit sich geführt haben. Obwohl sich die Zeiten bessern, kann Leontine ihre harte, ausdruckslose Fassade nicht ablegen. Die Ereignisse der Vergangenheit wirken noch nach, und auch über ihre Gefühle zu ihrer toten Mutter und dem abwesenden Vater ist sich das 15-jährige Mädchen noch nicht im Klaren. Leontines Situation wird gleich in den ersten Sätzen des Buches erläutert. In der Folge tritt ihr schwerer Schicksalsschlag immer mehr in den Hintergrund und wird von den Ereignissen der Gegenwart abgelöst. Die Autorin lässt die Protagonistin über sich selbst aus einer wissenden Distanz heraus schreiben, in der die eigenen Handlungsweisen auch durchaus kritisch betrachtet werden. In dem Zeitraum von April bis September eines Jahres werden die zahlreichen Ereignisse, die für die weitere Entwicklung des Mädchens ausschlaggebend sind, in einem recht knappen und klaren Erzählstil erfasst. Leontine hat Schwierigkeiten in der Schule und auch damit, sich auf eine Freundschaft mit Tinka einzulassen. Dazu kommt noch, dass sie sich in das Mädchen Malin verliebt. Leontine kann ihre damit einher gehenden Zweifel und Sorgen erneut mit Hilfe ihrer Tante bewältigen, denn sie findet heraus, dass Wanda ebenfalls dem weiblichen Geschlecht zugeneigt ist. So glaubwürdig die Entwicklung des Mädchens erscheint, bleibt doch die Figur der Tante fast auf eine reine Retter-Funktion reduziert. Dass sie aus Leontines Sicht beschrieben wird, schwächt dennoch nicht den Eindruck, dass ihre Charakterzeichnung nicht realistisch wirkt und der Geschichte mit ihrem - natürlich erhofften - Happy End somit ein Hauch Unglaubwürdigkeit anhaftet.
Personen: Fessel, Karen-Susan
Familie
Fessel
Fessel, Karen-Susan:
Steingesicht / Karen-Susan Fessel. - Hamburg : Oetinger, 2001. - 175 S.
ISBN 978-3-7891-3505-7 fest geb. : ÖS 161,- / € 11,
Familie - Buch