Warum Sisi und ihre standesgemäßen Zeitgenossinnen so unglücklich waren. (BI) Böse Schwiegermutter, gefühlsarmer Ehemann, einengende Hofetikette - wir kennen die Ursachen für das Unglück der Kaiserin Elisabeth aus wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeiten zur Genüge. Ein Aspekt wird im vorliegenden Buch besonders hervorgehoben: der der Frau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Lisa Fischer hat die Biographien dreier europäischer Herrschergattinen (Carmen Sylva von Rumänien, Eugénie von Frankreich und Elisabeth von Österreich) vor dem Hintergrund der großen Umbruchszeit miteinander verglichen. Erstaunlich vieles haben die drei Monarchinnen gemeinsam: Alle drei kommen als "Fremde" an ihren Hof, finden wenig Unterstützung bei ihren herrschenden Ehegesponsen und stürzen in Depression oder Melancholie, aus der sie sich mit eigens zurechtgelegten Strategien herauskämpfen wollen. Für Carmen Sylva und Sisi ist ein Mittel das Schreiben (viele Gedichte aus dem 1984 erstmals herausgegebenen "Poetischen Tagebuch" Elisabeths werden als Belege zitiert). Andere Fluchtversuche aus der bedrückenden Enge des Hofes und ihrer Zeit sind für die österreichische Kaiserin neben dem Dichten auch Reiten und Reisen. Im abschließenden Kapitel versucht Lisa Fischer nachzuweisen, daß Sisi vieles praktiziert hat, was hundert Jahre später als modern und zeitgeistig gilt: extremen Körperkult, androgynes Schönheitsideal, rastlose Reiselust, kultische Naturverehrung. - Der mißglückte Titel und der zeitweise schwärmerische, epigonale Tonfall sollen niemanden, der sich für die zum Mythos gewordene Frau interessiert, davon abhalten, diese leicht verständliche Biographie zu studieren. Brigitte Hamannns Buch "Elisabeth, Kaiserin wider Willen" bleibt unangefochten das Standardwerk zum Thema, daneben aber kann durchaus Lisa Fischers Annäherung aus spezifisch weiblicher Sicht als Ergänzung in alle Bibliotheken gestellt werden.

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Personen: Fischer, Lisa