Zedelius, Miriam
Lotte und die Oma-Tage Vorlesegeschichten
Buch

„’Oma!‘, ruft Lotte und hopst die Treppenstufen im Kindergarten hinunter.“ – So oder so ähnlich beginnen alle Lotte-Vorlese-Geschichten von Miriam Zedelius, die mittlerweile in zwei Bänden vorliegen. Lotte ist fünf, im Kindergarten hat sie Freund*innen und gute Erzieher*innen, zuhause einen lieben Vater und eine wunderbare Mutter. Aber diese beiden Lebensbereiche sind nur das Rauschen im Hintergrund, diese Geschichten hier erzählen einzig und allein von der Lotte-und-Oma-Zeit, immer beginnend an der Schwelle des Kindergartens und endend bei und mit Oma zuhause. Daran ist nicht zu rütteln, nicht ein einziges Mal fällt sie aus. Als sie sich den Fuß verstaucht, wird Lotte von einer Nachbarin zur ihr gebracht. Als Lotte krank ist, kommt Oma zu ihr nach Hause. Damit ist Grundlegendes gesagt über Erzählhaltung wie über Dramaturgie: An der erwachsenen Bezugsfigur gibt es nicht den geringsten Zweifel, an Oma-Lotte-Nachmittagen keine Überraschungen. Inhaltlich verhandeln die Episoden alltägliche Erfahrungen von Kindern auf dem Spielplatz, im Zoo oder im Park, auf dem Weg durch die Stadt oder zuhause auf dem Sofa. Dabei macht Lotte fast nebenbei grundlegende Erfahrungen: etwas verlieren und was anderes finden (im Sandkasten), etwas wollen und zugleich Angst haben davor (bei Oma übernachten), sich verletzen und getröstet werden. An einem Nachmittag etwa werden bei Oma Pflanzen umgetopft, „Weil sie wachsen. Und dann brauchen sie mehr Platz.“ Am Ende dieser kleinen Szene schaut Lotte auf ihre Sandalen und sagt: „'Oma, meine Wurzeln sind auch zu groß geworden, ich glaub´, die müssen bald umziehen.' Oma lacht (…) 'Ja', sagt sie, 'wenn deine Wurzeln zu groß sind, brauchst du neue Sandalen.'“ So einfach ist das. Und ja: Das ist eine heile Welt – aber mitnichten eine verlogene. In dieser Welt gibt es Kack- und faule Tage, reiche und blinde Menschen, die tote Oma eines anderen Kindergartenkindes wird „vergraben“ und manchmal regnet es wie verrückt. Aber immer kommt die Sonne wieder und Oma Lotte jeden Montag/Freitag abholen. Und wenn es nötig ist, gibt es noch das Kakao-Kaffee-Ritual. Die Erziehungswissenschafterin Helge-Ulrike Hyams nennt Vertrauen „das Öl im Getriebe des Kinderlebens“. Es sei immer Resultat eines zuverlässigen Dialogs und beinhalte auch Vertrauen in sich selbst, „in die Fähigkeiten des eigenen Körpers, selbstständig und angemessen zu reagieren“. Miriam Zedelius erzählt in ihren Lotte-Oma-Episoden von einem gut geölten Kinderleben. Ihre auf Text- wie auf der Bildebene klaren Geschichten können dafür sorgen, dass ein bisschen Schmiere auch in das Leben anderer Kinder kommt. Als Resultat eines zuverlässigen Dialogs zwischen erwachsenen Vorlesenden und kleinen Zuhörer*innen. Siehe weiters: Miriam Zedelius: Lotte und die Freitags-Oma


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Personen: Zedelius, Miriam

Zedel

Zedelius, Miriam:
Lotte und die Oma-Tage : Vorlesegeschichten / Miriam Zedelius. - Ravensburg : Hummelburg-Verl., 2019. - 89 S. : Ill.
ISBN 978-3-7478-0001-0

Zugangsnummer: 2022/0093 - Barcode: 2-1140249-5-00007659-3
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