Woher, wohin, was ist der Sinn? die großen Fragen des Lebens ; Kinder fragen - Forscherinnen und Forscher antworten
Buch

Nach ihrem Erfolgsbuch "Gibt's Gott?" legen Albert Biesinger und Helga Kohler-Spiegel nun mit "Woher, wohin, was ist der Sinn? Die großen Fragen des Lebens" einen weiteren Band zum theologischen und philosophischen Nachdenken mit Kindern vor. Sie gehen - gemäß der aktuellen religionspädagogischen Modelle zum Theologisieren mit Kindern - davon aus, dass Mädchen und Jungen oft die besten "Theologen" sind und laden die Kinder daher zur gemeinsamen Antwortsuche ein. Programmatisch stellen sie den Text der Kassler Religionspädagogin Petra Freudenberger-Lötz "Wie alt ist Gott? Oder: Warum wir so viele Fragen haben!" (10-16) an den Beginn des Buches, denn darin werden die jungen LeserInnen anhand eines Erfahrungsberichtes und mit Hilfe direkter Anregungen zum offenen Fragenstellen ermutigt. Gleichzeitig wird für die Kinder vorweg eine wichtige Unterscheidung in Bezug auf Fragen getroffen: es gibt Wissensfragen, auf die es meist eindeutige Antworten in Lexika nachzulesen gibt und es gibt Glaubensfragen, die immer mehrere mögliche Antworten offenlassen, über die wir je neu nachdenken müssen. Den HerausgeberInnen ist es gelungen, namhafte, im Theologisieren mit Kindern erfahrene ReligionspädagogInnen und TheologInnen wie Vreni Merz, Rainer Oberthür, Friedrich Schweitzer, Petra Freudenberger-Lötz, Martin Jäggle, Regina Radlbeck-Ossmann, Reinhold Boschki, Ottmar Fuchs, Magnus Striet u. a. für dieses Buch zu gewinnen. Die AutorInnen greifen sehr unterschiedliche existenzielle und theologische Fragen auf. Sie versuchen diese in einfacher und verständlicher Sprache zu behandeln: Warum bin ich auf der Welt? Was ist der Sinn des Lebens? Worauf darf ich stolz sein? Warum haben wir so unterschiedliche Talente? Warum werden wir krank? Wann hat die Zeit angefangen und wann hört sie wieder auf? Ist es im Himmel schöner als auf der Erde? Straft Gott böse Menschen? Warum glauben manche Menschen nicht an Gott? Warum streiten wir uns? Kommt meine Katze in den Himmel? Die AutorInnen bedenken diese und andere Fragen in einer suchenden, auf biblische und christliche Traditionen sich beziehenden Weise, wobei sie auch ihre eigenen Antwortversuche präsentieren und Position beziehen. So stellt Rainer Oberthür etwa vierzehn verschiedene Ergänzungen des Satzes: "Der Sinn des Lebens ist ." vor und bittet die jungen LeserInnen, die für sie richtigen Sätze anzukreuzen. Dialogisch setzt er fort: "Gern würde ich nun dein Ergebnis sehen, es mit meinen Kreuzen vergleichen und mit dir darüber sprechen. Das geht aber leider nicht! Stattdessen verrate ich dir, dass bei mir alle Meinungen zwei oder drei Kreuze bekommen haben, nur zwei Antworten gar keins: Das Leben als Ganzes ist für mich nicht sinnlos. Und das Leben als Kampf kann und will ich nicht als sinnvoll ansehen." (32) Beispielhaft demonstriert der Autor den jungen LeserInnen, dass er an ihren Antworten interessiert ist, dass er selber viele verschiedene Antworten als richtig zulassen kann und damit von einem dualistischen Entweder-Oder-Denken befreit und somit pluralitätsfähig ist. Zugleich bezieht er, bei jenen zwei Antworten, die er für sich ausschließt, deutlich persönlich Stellung. Während sich etwa die Texte von Oberthür, Striet, Fuchs im Sprachduktus eher an ältere oder in der Entwicklung fortgeschrittene Kinder richten, gelingt es Martin Jäggle sehr eindrücklich, sich auch an jüngere Kinder zu wenden, wenn er der Frage nachgeht: "Menschen können so viel lernen, aber was ist das Wichtigste?" (56-61). In kurzen Sätzen, erzählend und dialogisch im Stil, nimmt er das lesende Kind mit auf die Reise, was nun das Wichtigste sei, das wir im Leben lernen sollen und können. Die Antwort darauf gibt Jäggle nicht selber, sondern überlässt sie einem Siebenjährigen, der um fünf Uhr früh zu seiner Mutter ins Bett kriecht und sie fragt, ob sie alles über Gott wisse. Das nächtliche Gespräch, welches sich in der Folge zwischen Mutter und Sohn entwickelt, ist eines jener wunderbaren Beispiele gelingenden generationenübergreifenden Glaubenlernens, welche erkennen lassen, dass Kinder mehr wissen und ahnen, als wir ihnen gewöhnlich zutrauen. Und es ist ein Beispiel dafür, wie Theologisieren mit Kindern funktioniert: unvermittelt durch eine Kinderfrage beginnend, die erwachsene Person hält sich offen für alle möglichen Fragen und bekennt im Gespräch die eigenen Einsichten ebenso wie die eigenen offenen Fragen, sie bringt Gegenargumente ein und vor allem: sie fragt interessiert zurück, was denn das Kind selber dazu meint. Diese wertschätzende Haltung eines Erwachsenen den Kindern gegenüber zeigt auch Ruben Kießling mit seiner Suche nach Antworten auf die Frage "Woher, wohin, was ist der Sinn der Taufe" (116-124). Gemeinsam mit seinem achtjährigen Sohn Simon befragt er den zwölfjährigen Ruben, den großen Bruder Simons, und sie finden Antworten wie: "Bei der Taufe wird man Teil von der Kirche", "Dass man denen, die getauft werden, die Schuld mit Wasser abwäscht", "Dass man sich als Kind Gottes anerkennt". Spannend wird es, wenn der Autor an einem Abend dieser "Forschungszeit" nach jenen Kindern fragt, die nicht getauft sind. Hier antwortet Simon entschieden: "Ach Papa, die sind natürlich auch Gottes geliebte Kinder, alle Kinder! Mit und ohne Taufe! Aber die Taufe ist wichtig, damit es alle wissen - zum Zeichen! Das weißt du jetzt, Papa, gute Nacht!" (123). Erwachsenen LeserInnen mögen die gestellten Fragen und auch ihre Aneinanderreihung im vorliegenden Buch etwas unsystematisch und von der Qualität zu divergierend erscheinen. Für jene, die sich länger mit Kinderfragen auseinandergesetzt haben, spiegelt sich die Realität der bunten Kinderfragenwelt, die einen oft unvermittelt und unvorbereitet mitten im Alltag überraschen kann. Albert Biesinger und Helga Kohler-Spiegel ist mit dem vorliegenden Band ein für Kinder und Erwachsene ansprechendes sowie stellenweise berührendes Buch gelungen, welches zum gemeinsamen Theologisieren und Philosophieren einlädt. Jedes Kapitel endet mit weiterführenden Fragen und Impulsen zum Nachdenken und bietet somit für die jungen LeserInnen, aber auch für ReligionslehrerInnen oder in der Pfarrkatechese Tätige hilfreiche Anregungen. Mascha Greune illustriert die Texte farbenfroh und heiter, allerdings untermalen die Zeichnungen eher die Texte, als dass sie selber neu zum Fragen anregen. Theologisch-Praktische Quartalschrift 1/2013 Silvia Habringer-Hagleitner

Altersempfehlung: ab 6 Jahren.


Dieses Medium ist verfügbar.

Personen: Biesinger, Albert Greune, Mascha Kohler-Spiegel, Helga

Schlagwörter: Kindertheologie

Interessenkreis: Lehrer, Katechese

Woher, wohin, was ist der Sinn? : die großen Fragen des Lebens ; Kinder fragen - Forscherinnen und Forscher antworten / Albert Biesinger ; Helga Kohler-Spiegel (Hg.). Mit Illustrationen von Mascha Greune. - München : Kösel, 2011. - 144 S. : Ill.
ISBN 978-3-466-37016-0 fest geb. : ca. Eur 16,50

Zugangsnummer: 2014/0304 - Barcode: 2-0140898-8-00019793-9
Material für Gemeindearbeit und Schule - Signatur: GSAllg 23.1 - Buch