Die wohlhabende Erbtante gibt der jugendlichen Verwandtschaft praktischen Wirtschaftskundeunterricht - bis ihr selbst mit Rat und Tat geholfen werden muss. (DR) Immer sehr kurzfristig kündigt sich die schrullige Großtante Fé bei der Münchner Familie Federmann an. Sie steigt im besten Hotel der Stadt ab, lädt - gegen den Widerstand der biederen Eltern - die Abiturientin Felicitas und ihre jüngeren Geschwister zu sich in die Suite ein und verwöhnt sie mit exquisiten Köstlichkeiten aus der Hauben-Küche. Aus der Plauderei wird rasch ein Frage-Antwort-Spiel zu Geld- und Wirtschaftsthemen. "Woher kommt das Geld?", ist die erste Frage an das jugendliche Trio. Dieser folgen noch viele weitere Denkaufgaben - bis die Tante pleite ist und bei den Federmanns wohnen muss. Doch wieder wendet sich das Schicksal, und das Patenkind Felicitas sieht sich als junge Alleinerbin mit den Herausforderungen eines Immobilienbesitzes am Genfer See und den damit verbundenen Aufwendungen konfrontiert. Auffällig ist vor allem die Aufmachung als Bilderbuch für Erwachsene. Der in zurückhaltenden Worten geschriebene Text ist durchgehend von zahlreichen Zitaten und thematisch passenden Bildern garniert - wo es um den Sumpf von Politik und Banken geht, ist auch ein Foto von Jörg Haider zu finden. Der schmale Band gaukelt nicht vor, Wirtschaftswissen zu vermitteln, schon gar nicht an Kinder. Die Rolle der Geschwister ist es, augenscheinlich komplexen Sachverhalten mit kindlich einfachen Fragen zu begegnen. So regt der umtriebige Autor mit allerlei überraschenden Einsichten und Aha-Erlebnissen zum Nachdenken darüber an, ob Geld wirklich die Welt regiert und regieren muss. Die LeserInnen entmündigt er dabei ausdrücklich nicht.

---

Personen: Enzensberger, Hans Magnus