Kakerlaken an die Macht oder Kafka goes Brexit. Wer wenn nicht Kafka wäre am besten geeignet, die jahrelangen Vorgänge in der britischen Brexit-Politik darzustellen. Das muss sich wohl auch McEwan gedacht haben, als er, Bezug nehmend auf Kafkas "Verwandlung", diesen kleinen satirischen Roman verfasste. Nur verwandeln sich bei ihm die Kakerlaken in Menschen, sprich: englische Politiker in Regierungsfunktion. Mit Jim Sams als Premierminister, der sich nicht nur schnell an die biologischen Besonderheiten des Homo sapiens gewöhnt, sondern auch an sein Leben als Populist, der Intrigen, Verbreitung von Fake-News und andere fiese politische Taktiken beherrscht. Er vertritt mit seinem Kabinett die politische Richtung des "Reversalismus". Darunter versteht man ein Wirtschaftssystem, das den Geldfluss umkehrt: Angestellte zahlen am Ende des Monats ihrem Arbeitgeber Lohn, Konsumenten wiederum erhalten bei jedem Einkauf Geld. Dieses zu horten ist bei Strafe untersagt. Die britische Regierung will im Alleingang dieses System durchsetzen und isoliert sich damit logischerweise international. Bloß der US-Präsident, der gerne twittert, verspricht seine Unterstützung. Das Ende sei nicht verraten. So witzig die Grundidee ist, so durchschaubar ist der Plot. Bedenklich ist auch das Bild der Politiker als Ungeziefer. - Kleiner satirischer Wutausbruch, anspielungsreich und stilistisch gekonnt verfasst. Als Begleittext der Brexit-Politik reizvoll.
Personen: McEwan, Ian Robben, Bernhard
McEwa
McEwan, Ian:
¬Die¬ Kakerlake : Roman. - Zürich : Diogenes, 2019. - 132 Seiten
Einheitssacht.: ¬The¬ Cockroach. - aus dem Englischen übersetzt
ISBN 978-3-257-07132-0 Festeinband : EUR 19,00
Schöne Literatur - Buch