Eine Entdeckung bringt die fürsorgliche Mutter und Musikwissenschaftlerin aus dem Takt und auf die Frage, ob sie das Leben führt, das sie sich gewünscht hat. Katharina hat ein "Etwas" in ihrer linken Brust entdeckt. Seither schleicht sich der Gedanke an den Tod hinterhältig an, denn auch ihre Mutter und ihre Cousine hatten so ein "Etwas" und haben das nicht überlebt. Die Ich-Erzählerin ist überzeugt, dass bereits etwas in ihrem Inneren im Gange ist, dass es nun ans Sterben geht. Mit anderen kann sie noch nicht darüber sprechen: Vielleicht sind die Ängste dann nicht mehr fortzuschieben, vielleicht ist der folgende Satz zu stark von ihr verinnerlicht worden: "Um mich muss man sich keine Sorgen machen." Seit sie eine Wochenendbeziehung führen, ist ihr Ehemann Costas ohnehin schwer greifbar. So versucht die zweifache Mutter, den Haushalt am Laufen zu halten, und rotiert zwischen den alltäglichen Verpflichtungen: Den Einkauf hat sie gemacht, die Waschmaschine läuft, den Kurs für musikalische Früherziehung, den sie im Kindergarten hält, muss sie absagen, denn ihre pubertierende Tochter mit ADHS fordert Aufmerksamkeit ein. Wenn schließlich dem Nachbarn beim Heimwerken der Daumen abhandenkommt und noch einiges mehr an diesem äußerst chaotischen Tag schiefläuft, können auch Katharinas Listen, die sie akribisch in ihrem Notizbuch festhält, nichts mehr ausrichten. Und Katharina fragt sich: Wann haben sich ihre Pläne, als Musikwissenschaftlerin Karriere zu machen, in Luft aufgelöst? Ist noch etwas von dieser Katharina übrig oder hat sie sich vollkommen der Familie untergeordnet? Vielleicht kann ihr der Besuch eines alten Freundes, der sich für den Abend angesagt hat, auf die Sprünge helfen, aber zuvor ist noch so viel zu erledigen. Mareike Krügel schreibt in ihrem vierten Roman unterhaltsam und lakonisch über eine Frau in den frühen Vierzigern, deren Leben erschüttert wird. Trotz der Stilsicherheit und dem durchklingenden Humor bleibt "Sieh mich an" aber schwere Kost. Man möchte der Protagonistin aus ihrem Gedankenkarussell heraushelfen und ihr zu einem Arztbesuch raten, um endlich Klarheit zu erhalten.

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Personen: Krügel, Mareike