Roman über drei Generationen einer in Bruchteilen glücklichen Familie. (DR) Ein bisschen ahnt Antoine schon als Kind, dass das Leben als erwachsener Mann kein Honiglecken wird. Seine Mutter fleht ihn an, anders als sein Vater zu werden: kein Feigling, kein schweigsamer Dulder, sondern einer, der mit der Faust auf den Tisch haut. Nach dem plötzlichen Tod der kleinen Schwester "implodiert" Antoines Familie, die Mutter verlässt Mann und Kinder - der Kontakt reißt ab. Der Vater versagt völlig bei der Betreuung und Erziehung. Antoine muss schon als Kind vieles hinunterschlucken - seine ganze Sorge gilt seiner kleinen Schwester, die nach dem Tod der Zwillingsschwester nur mehr in halben Sätzen spricht. Später, als Erwachsener, arbeitet er als Schadensgutachter einer Versicherung, er heiratet, wird Vater. Seine Frau betrügt und verlässt ihn, das bereits als Kind Erlebte wiederholt sich. Antoine gibt sein Bestes, um seinen beiden Kindern ein besserer Vater zu sein, schluckt wieder alles hinunter, doch dann wird er gekündigt und "versinkt in der Dunkelheit". Der zweite Teil des Buches dokumentiert die Jahre nach Antoines Verzweiflungstat und begleitet ihn in seinem neuen Leben, fernab Frankreichs, in Mexiko. Im dritten Teil des Buches folgt ein erneuter Perspektivenwechsel: Antoines Tochter Josephine kommt zu Wort - sie beschreibt in teils dramatischer Teenagersprache die Geschehnisse aus ihrer Sicht. Dem Mädchen gelingt schließlich, was Antoine nie vermochte: den Teufelskreis aus Schweigsamkeit und Feigheit zu durchbrechen. Fazit: Weder Umschlag noch Klappentext bereiten auf den in Teilen verstörenden Inhalt dieses für den französischen Prix Goncourt nominierten Romans vor. Grégoire Delacourt gelingt es famos, den Fall Antoines feinfühlig zu dokumentieren. Ohne zu bewerten, ohne grausige Details. Er präsentiert schlüssig eine dramatische und seltsam tröstliche Lebensgeschichte. Breite Leseempfehlung.

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Personen: Delacourt, Grégoire Steinitz, Claudia

Interessenkreis: Familie