Im Urlaubsmonat August begibt sich die aus Tirol stammende Filmemacherin Valerie Pelet auf den Weg von Marokko nach Österreich. Sie folgt der Route, die etliche Jahre zuvor ein junger Mann aus Casablanca genommen hat. Später lernt dieser junge Mann in Österreich die Schwester der Filmemacherin kennen. Die beiden heiraten und bekommen ein Kind. Noch einige Jahre später verliert er für 3 Jahre „durch unglückliche Umstände seinen Aufenthaltstitel im gesamtem Schengen-Raum," schreibt Pelet.
Dieses Ereignis nimmt Pelet zum Anlass, genau jene Orte zu besuchen, die der junge Mann aus Casablanca einst durchquerte. Nüchtern collagiert sie die Bilder, die sie auf diesem Weg vorfindet, mit Zitaten und Schilderungen über Grenzübertritte ganz unterschiedlicher Art. Trotz revoltierender Gefühle über sich wiederholende Ungerechtigkeiten in diesen Landschaften habe sie "versucht, die aufgespürten Erinnerungen mit Distanz und ohne Ressentiment nachzuerzählen,“ hat die Filmemacherin über ihren Film zu Protokoll gegeben.
In Italien ist zum Zeitpunkt von Pelets Dreharbeiten der August der Monat überfüllter Badestrände. „Auf der Suche nach einer neuen Hautfarbe“ lagern Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft an den Stränden. Die Italiener unter ihnen begehen am 15. August den Ferragosto - einen der wichtigsten kirchlichen und familiären Feiertage des Landes. Er gilt als heißester Tag des Sommers; nach katholischem Kalender ist es außerdem der Tag der Himmelfahrt der Muttergottes Maria.
August ist auch der Monat, in dem im Jahr 1989 DDR-Bürger zu Hunderttausenden versuchten, die ungarisch-österrische Grenze zu überwinden. Über Jahrzehnte war dieses Grenzgebiet vermint; im Jahr 1989 wurde die Grenze symbolisch abgerüstet. Beim Pan-Europäische Picknick von Sopron am 19. August 1989 übertraten hunderte Menschen aus der DDR die Grenze zu Österreich. Was war das: Eine legitime Flucht? Ein Akt illegaler Migration? Pelets nüchterne Schilderung lässt es offen.
Auch mehr als 30 Jahre nach Sopron geschehen im ungarisch-österreichische Grenzgebiet irreguläre Grenzübertritte, desgleichen an der Grenze von Italien in Richtung Österreich. Auch der junge Mann aus Casablanca, der später Valerie Pelets Schwager wird, hat die Grenze zu Österreich zu Fuß überwunden. Sogar zweimal. Was unterscheidet ihn, so die unausgesprochene Frage, von denen, deren Grenzübertritte in Sopron und anderswo als gerechtfertigt gelungene Flucht gefeiert wird?
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Augusts Orte
Montage: Valérie Pelet; Stimme: Marie-Christine Friedrich; Regie: Valérie Pelet; Kamera: Valérie Pelet; Produktion: Valérie Pelet; Drehbuch: Valérie Pelet; Sound Design: Bruno Reccole
Österreich 2021; Ab 12 Jahren; Sprachfassung: Deutsch. Untertitel: Englisch; 1 Online-Ressource (41 min); Bild: 16:9 HD
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