Zwei Bücher in einem, nämlich die Romane Ein Sommer in Australien und seine Fortsetzung Ein Sommer in Los Angeles ? ganz große Ferienlektüre, die alles enthält, was man von einem Mädchen-Sommer-Roman erwartet. Und noch viel mehr, denn Rachel Cohn gehört nicht zu den "billigen" Erzählern dieses Genres, in dem so gern die üblichen Erzählmotive aneinander gestoppelt werden. Zusammengehalten werden die Romane von der Hauptfigur des ersten Bande, Annabel. Annabel lebt in New York mit ihrer Mutter, die sie Angelina nennt. Ihr Vater Jack hat sich von ihnen getrennt und ist mittlerweile in Australien verheiratet mit Penny, die aus ihrer ersten Ehe die Kinder Lucy und Angus hat und aus der zweiten Ehe einen Stiefsohn Ben und aus ihrer Ehe mit Jack nun noch Baby Beatrice. Mittlerweile lebt Angelina mit Harvey zusammen, der aus erster Ehe Wheatie mitbringt, einen Klassenkameraden von Annabel und nicht direkt ihr Liebling. Angelina ist aber auch schwanger von Harvey, so dass Annabel bald ein weiteres Geschwisterchen haben wird... alles klar? Kein Wunder also, dass Annabel von der Ehe mit dem einzig Richtigen träumt, in einer Welt, in der es keinen Raum gibt für Scheidungen und Trennungen. Weihnachten steht vor der Tür, Angelina ist beschäftigt (sie ist Schauspielerin und macht Werbe-filmchen) und Annabel wird kurzerhand in einem 24-Stunden-Flug nach Australien verfrachtet, um die Feiertage ? in Shorts und am Strand ? bei Jack und Penny, ihren Patchies, zu verbringen. Sie ist fest entschlossen, erstens Jack klarzumachen, dass er nach Amerika zurückkommen muss, und zweitens alle "Aussies" schrecklich zu finden. Doch das ist gar nicht so einfach, wenn die bereits einen Annabel-Fanclub gegründet haben ... Rachel Cohn erzählt eine sommerleichte Geschichte aus der Sicht Annabels, in der sich die heutige Gesellschaft mit ihren unterschiedlichen Lebensformen perfekt widerspiegelt, realistisch, ganz ohne Klischees, einfühlsam, mit subtilem Witz. Deutlich und klar gelangen ihre tiefsinnigen und ernsten Botschaften an den Leser, doch verpackt in eine überaus unterhaltsame Handlung mit vielen spannenden Elementen, sodass man gar nicht mit dem Lesen aufhören mag. So typisch für Amerika, beherrscht auch Cohn den Dreh, von einem Augenblick zum anderen vom turbulent Lustigen umzuschlagen in still Berührendes, aber ohne je in Rührseligkeit oder Kitsch abzugleiten. Der Sommer in Los Angeles setzt die Geschichte ein Jahr später fort, diesmal sind es die "Aussies", die über die USA hereinbrechen, aber nicht etwa in New York, sondern in Los Angeles. Hier vermehrt sich die Familie um Wheatie und das Baby, denn Angelina ist mittlerweile mit Harvey verheiratet, und auch Ben und sein Vater, Pennys zweiter Mann, tauchen auf. Diesmal aber wird die Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt. Jedes Kapitel trägt den Namen eines der Jugendlichen, sodass es zu einer bunten Mischung kommt. Für den Leser bedeutet das zum einen erhöhte Aufmerksamkeit und ein schnelles umschalten Müssen, zum anderen sehr viel differenziertere Einblicke in die gesamte Gefühlslage nicht nur von Lucy und Annabel, sondern diesmal auch von Ben und Wheatie. Rachel Cohn arbeitet mit Motiven wie Liebe, Beziehungen, Ängsten, Akzeptanz, Toleranz, und am Ende kann man nicht anders als aus diesen Geschichten die eine große Botschaft mitnehmen, dass familiäre Neubeginne nicht immer nur Trennung und Leid mit sich bringen, sondern auch eine groß-artige Chance bieten und einen unvorhersehbaren Reichtum gegenseitiger Ergänzungen. Auch wenn die zweite Geschichte ebenso wie die erste heiter daherkommt, ist sie gespickt voll mit ernsten Problemen, die auch angemessen behandelt werden. Natürlich lässt sich die Geschichte auch als ein bloßer, unterhaltsamer Ferienroman lesen, aber sie trägt in sich viel an Potenzial, das die Probleme einer ganzen Generation behandelt und einem/einer Heranwachsenden viel zu sagen hat. Eine ausgezeichnet gelungene Mischung aus dramatischen Szenen, humorvollen Episoden, romantischen Liebesszenen, ernsten Auseinandersetzungen, melancholischen Augenblicken. Empfehlenswert auch noch für ältere Leser, denn hier kommen sogar die Erwachsenen zu ihrem Recht... *Alliteratus* (Astrid van Nahl)

Altersempfehlung: ab 13 Jahren.

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Personen: Cohn, Rachel

Interessenkreis: Familie