Wenn das begehrte Buch in der Bibliothek nicht zu haben ist, ist das natürlich eine Enttäuschung. Wenn es dauerhaft aus den Regalen entfernt wurde, weil besorgte Eltern der Meinung sind, es schade dem Verhalten der Kinder, dann ist das ein Grund, die Schüchternheit zu überwinden und aufzubegehren: Das zeigt die Geschichte von Amy. Das zehnjährige Mädchen ist entsetzt, als der Schulausschuss beginnt, Bücher der Schulbibliothek zu zensurieren. Vor den Erwachsenen wagt sie erst nicht, für ihre Sache einzutreten, doch im Verborgenen wird sie mit Freunden aktiv. Amy begründet eine geheime Schließfachbibliothek. Als die Zensur immer weitere Ausmaße annimmt, schmieden die Kinder einen Plan, der die Maßnahme des Schulausschusses ad absurdum führt. Was wäre Literatur, wenn alle Figuren brav wären und die Handlung stets sittsam und anständig? Sie würde keinen Spaß machen und lernen könnte man auch nichts daraus. Alan Gratz erzählt die Geschichte als Emanzipation eines Mädchens. Der Plot ist sehr auf die Buch-Handlung fokussiert, wobei neben dem Schauplatz der Schule das beengte Zuhause von Amy mit zwei lästigen Schwestern und zwei riesigen Hunden lebhaft geschildert ist. Dass sich letztlich alle Schulkinder für das Buch stark machen und nichts anderes mehr wichtig ist, kommt ein wenig als Wunschfantasie daher. Dass Bücher von „Matilda“ bis „Harry Potter“ aus Bibliotheken ausgeschlossen werden, ist leider keine Imagination, sondern jedenfalls in den USA oft Realität. Der kurzweilige Kinderroman führt die Mechanismen von Zensur und zugleich die Macht der Bücher zur Selbstermächtigung vor.
Altersempfehlung: ab 10 Jahren.
Personen: Gratz, Alan Piel, Meritxell Janina
Gratz
Gratz, Alan:
Amy und die geheime Bibliothek. - München : Carl Hanser Verlag, 2019. - 243 S.
ISBN 978-3-446-26211-9 Festeinband : EUR 15,00
Kinderbücher für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren - Buch