Jugendliches Leben spielt sich oft an etwas kuriosen Schauplätzen ab. War es in Sarah Jägers vielbesprochenem Debütroman „Nach vorn, nach Süden“, der mittlerweile auch als Taschenbuch vorliegt, der Hinterhof des Penny Marktes, ist es hier ein Ort, an den jeder Mensch, der jemals eine Schule besucht hat, intensive emotionale Erinnerungen hat: der Turnsaal. Doch hier wird nicht geturnt, sondern das erfolgreich bestandene Abitur gefeiert, damit statt einem „Abiball in einer überteuerten Location mit einem Buffet“ (S.?24) das gesparte Geld für sinnvolle Zwecke gespendet werden kann. Denn die Jugendlichen, von denen hier erzählt wird, kreisen nicht nur um sich selbst: sie *gendern*, sie entscheiden bewusst, was sie mit ihrem Leben anstellen wollen. Das macht es nicht leichter, dass nun ein Lebensabschnitt unabänderlich vorbei ist, sich die eingeschworene Freund*innengruppe, aus deren fünf Perspektiven abwechselnd erzählt wird, in verschiedene Richtungen weiterentwickeln wird. Suse, Pavlow, Maja, Tolga und Bo bleibt also nur die titelgebende Nacht der Abifeier, um offene Fragen zu klären, innere und äußere Ungeheuer zu bekämpfen und ihre komplexen Beziehungen zueinander zu (re)definieren. Davon erzählt Sarah Jäger mit atemberaubenden erzählerischen Varianten, Gespür für Situationskomik, vor allem aber auch großem Respekt für die aktuellen und bereits durchlebten Seelennöte ihrer jugendlichen Figuren.
Personen: Jäger, Sarah
Jäger, Sarah:
Die Nacht so groß wie wir : Roman / Sarah Jäger. - Orig.-Ausg. - Reinbek : Rowohlt Taschenbuch-Verl., 2021. - 187 S.
ISBN 978-3-499-00574-9
Jugendbücher (bis 12 Jahre) - Signatur: Jäger - Buch