Annotation: Der dänische Polit-Cartoonist erzählt in diesem überdimensionalen Kinderbuch eine üppige Abenteuergeschichte in wimmelnden Illustrationen. Rezension: Üppig: Das ist der erste Eindruck, den dieses Bilderbuch macht, großformatig, dick, mit einer überdimensionalen Birne vorne drauf, und das ist zugleich das Resümee, das sich nach einer ausufernden Geschichte und, wie der Verlag anpreist, über 120 Illustrationen ziehen lässt. "Das dickste Bilderbuch der Welt über die größte Birne der Welt" will man mit dem ersten ins Deutsche übersetzten Kinderbuchtitel des Dänen Jakob Martin Strid bieten. Die Geschichte ist tatsächlich "unglaublich". Im ehemals beschaulichen Glückshafen, wo der Bürgermeister verschollen ist und ein ebenso kleiner wie zorniger Vizebürgermeister die Macht an sich gerissen hat, erreicht die Freunde Mika und Sebastian eine Flaschenpost. Der Brief kündet von einer geheimnisvollen Insel, das mitgesandte Samenkorn entwickelt sich über Nacht zur Riesenbirne und zum Dorn im Auge des rotgesichtigen Vizes. Zwecks Abtransport wird die Birne mit Hilfe von Professor Glykose ausgehöhlt, landet per Zufall samt den Freunden und dem Professor im Meer und treibt einer Anzahl von Abenteuern entgegen - Piraten, Drachen und Gespenster inklusive. Die Handlung speist sich aus Zufall, Missgeschick und Glück. Mika und Sebastian (im Übrigen ein Kater und ein Elefant, die ohne weitere Erklärung in die Menschenwelt integriert sind) sind vielmehr tumbe Statisten als gewitzte Helden der Geschichte - was bei aller Action auch etwas Langeweile auslöst. Der Text beschreibt oft zu viel. Das Highlight des Buchs sind aber ohnehin die von Details überbordenden, beinah überwältigenden Illustrationen. Großartig sind die Querschnittsbilder, die etwa Einblick in Mikas und Sebastians verspieltes Zuhause, in das Innenleben der Birne oder des Drachen erlauben. Bemerkenswert auch die ruhigeren, fast poetischen Bilder im "Nachtschwarzen Meer", die in all dem Gewimmel fast untergehen. Strid, der als politischer Cartoonist tätig ist, bringt zudem bei der Zeichnung der Figuren eine gesellschaftskritische Perspektive ein. Wer es ruhig und subtil mag, wird Alternativen außerhalb von Strids Glückshafen-Universum finden - wer aber Hunger nach Handlung und große Schaulust mitbringt, den wird diese Riesenbirnengeschichte satt zurücklassen. *ag* Simone Kremsberger

---

Personen: Strid, Jakob Martin Engeler, Sigrid