Die Generation der aktiven und passiven Kriegsteilnehmer, jetzt als "hochaltrig" bezeichnet, hat noch viel zu erzählen. Der Journalist (WDR 5) befragt seine 88-jährige Mutter und leuchtet damit nicht nur seine eigene Familiengeschichte aus. Rezension: Für den Autor, freier Journalist und Moderator (vgl. 2013; 2016) bedeutet das Gespräch zwischen den Generationen mehr als den Austausch von Befindlichkeiten, zumal wenn die Eltern der Kriegsgeneration angehören und bisher über ihre prägenden Jugenderlebnisse und Lebenserfahrungen geschwiegen haben. In jedem der intensiven Einzel- und Familiengespräche - von der 88-jährigen krebskranken Mutter jeweils intensiv erwartet und oft eingefordert - zeigen sich Kriegs- und Nachkriegsfolgen als unauslöschliche, jedoch beiseite gedrängte Lebenserfahrungen in mehr als einer Generation. Mit den Folgen dieses "präsenten Schmerzes" können sich Betroffene oft erst am Lebensende auseinandersetzen und dafür eine Sprache finden, denn "Niemand wird uns glauben." Die regelmäigen Besuche bei der Mutter, ihr jeweiliges Befinden reflektiert der Autor in ruhiger, narrativer Sprache. Dabei leuchtet er nicht nur die eigene Familiengeschichte aus, sondern zeichnet ein bewegendes Porträt der oft noch schweigenden Kriegsgeneration. Zum Thema vgl. J. Orback (2015); S. Schoepp (2018) u.a. (2)
Personen: Wiebicke, Jürgen
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Wiebicke, Jürgen [Verfasser]:
Sieben Heringe : meine Mutter, das Schweigen der Kriegskinder und das Sprechen vor dem Sterben / Jürgen Wiebicke. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2021. - 251 Seiten ; 20.5 cm x 12.5 cm. - Hier auch später erschienene, unveränderte Auflagen
ISBN 978-3-462-00012-2 Festeinband : EUR 20.00 (DE), EUR 20.60
Einzelbiographien, die existentielle und allgemeinmenschliche Grunderfahrungen in den Mittelpunkt stellen (Verfolgung, Widerstand, Flucht und Vertreibung, Behinderung, Krankheit und Leid, Tod und Trauer usw.) - Buch