Die extrem lebensfeindlichen Konsequenzen der Erderhitzung lassen sich auf griffige Aussage verdichten: Entweder gelingt es, die Erde bewohnbar zu halten, bevor die daran beteiligten Prozesse irreversibel werden, oder die Menschheit scheitert an sich selbst. Vor allem freiheitlich-demokratische Gesellschaften würden, legt Jonas Schaible dar, durch klimabedingte Verteilungskämpfe um überlebenswichtige Ressourcen in ihren Grundfesten erschüttert. So sei die entscheidende Frage, ob und wie in Demokratien Mehrheiten gefunden werden können, um die einschneidenden Kurskorrekturen zugunsten des Klimas umzusetzen. Schaible lotet vor dem Hintergrund der bedrohlichen Entwicklungen politische Aktionsfelder aus, die sich dem dramatischen Ernst der Lage nicht verweigern, aber zugleich im demokratischen Grundkonsens verwurzelt bleiben. Lassen sich Verantwortlichkeiten benennen, um die erfoderlichen Transformationen gerecht zu gestalten, auch mit Blick auf die Generationen und in globaler Perspektive? Ließe sich das Wahlalter senken, um Jüngere an überlebenswichtigen Entscheidungen zu beteiligen? Könnte Klimaschädigung ein Straftatbestand werden? Sollten demokratisch kontrollierbare Institutionen ein Vetorecht erhalten, wenn Gesetze oder Maßnahmen erwartbar klimaschädlich sind? Wenn die freiheitliche Demokratie gewahrt bleiben solle, so müsse sie, konstatiert Schaible, unter höchstem Zeitdruck maximal klimaschützend reformiert werden - und dies gleichermaßen politisch legitimiert wie gesellschaftlich akzeptiert.
Personen: Schaible, Jonas
Schaible, Jonas:
Demokratie im Feuer : Warum wir die Freiheit nur bewahren, wenn wir das Klima retten - und umgekehrt / Jonas Schaible. - Bonn : Bundeszentrale für Politische Bildung, 2024. - 304 S.
Demokratiebildung, Soziale Gerechtigkeit, Frieden - Signatur: SF 1 Sch - Buch