Reflexartig wird man unter einem Irrenhaus ein Gebäude verstehen, in dem sogenannte Irre wohnen. Aber bei feinnervigen Autoren kann man durchaus annehmen, dass noch andere Bedeutungen hinter diesem Pauschal-Begriff stecken; ein Haus, bei dem sich alle irren; beispielsweise Michael Krüger lässt seinen Ich-Erzähler in voller Reife durch das Leben wandeln; er ist freischaffender Philosoph und hat soeben beschlossen; sich der Erforschung der Langeweile zu widmen. Da wird er überraschend mit einer Erbschaft konfrontiert; Die Tante einer Tante vermacht ihm ein Haus in München, in einer Wohnung kann er selbst leben; die anderen dienen dazu, den Lebensunterhalt üppig ins Portemonnaie zu spülen. Obwohl jetzt ideale Bedingungen für Langeweile als Forschungsobjekt herrschen; stellt sich der Zustand der fundamentalen Daseinsleere nur phasenweise ein; "Ich tat nichts"; Bald einmal kriechen die Mitbewohner aus ihren Wohnungen und stellen ihre schwer einzuordnenden Lebensprogramme vor; Der obligate Swap-Verkäufer ist der erste; nichts braucht ein Mensch weniger als eine Anleihe auf Spekulationsbasis; nicht einmal in München gehen solche Geschäfte durch; Auch von den restlichen ist kein übliches Leben zu erwarten; Der Erzähler verdüstert sich in seiner Wohnung und hört Sibelius; "Mein Platz in der Welt war der am Fenster geworden; Regelmäßig trudelt Post an den Vorgänger in der Wohnung ein. Ein gewisser Georg Faust hat offensichtlich an einem großen Gartenroman gearbeitet; der die ganze Welt erklären soll; Aus den Briefen ist zu entnehmen, dass der Roman irgendwo bei einem Lektorat hängen geblieben ist. Der Ich-Erzähler vollzieht einen allmählichen Identitätswechsel und geht ganz im Schriftsteller auf.
Personen: Krüger, Michael
Krüger, Michael:
¬Das¬ Irrenhaus : Roman / Michael Krüger. - Erstauflage 20116. - Innsbruck : Haymon, 2016. - 188 S.
ISBN 978-3-7099-7252-6 fest geb : 19.90
Romane; Probleme und Ereignisse unserer Zeit - Signatur: Krüge - Buch