Zu Lebzeiten des seligen Vaters Franz lebte in der Umgegend der Stadt Gubbio ein Wolf, der war von schreckhafter Größe und in seinem Hunger von so grimmiger Wildheit, dass er alle Bürger in Angst versetzte, und alle gingen bewaffnet, wenn sie die Stadtmauer verließen, als gelte es, einen gefährlichen Krieg zu führen.
Da empfand der heilige Franz Mitleid mit den Leuten und beschloss, dem Wolf entgegenzutreten, und so schritt er unbewaffnet vor das Stadttor und ging dem Wolf ohne Furcht entgegen.
Und siehe, angesichts der vielen Menschen, die von erhöhten Orten aus zuschauten, rannte der schreckliche Wolf auf den heiligen Franz zu; dann hielt er plötzlich inne, und der schaurig aufgesperrte Rachen schloss sich. Franz rief ihn her und sprach: »Komm zu mir, Bruder Wolf! Im Namen Christi befehle ich dir, weder mir noch sonst jemand einen Harm zu tun!« Da kam das Untier gesenkten Kopfes heran und legte sich gleich einem Lamme dem heiligen Franz zu Füßen.
Wie er so vor ihm lag, sprach dieser zu ihm so: »Bruder Wolf, alle klagen mit Recht über dich und die ganze Gegend ist dir Feind. Aber jetzt will ich zwischen dir und den Leuten Frieden machen.«
Personen: Emmrich, Dorothea
Emmrich, Dorothea:
¬Der¬ Wolf von Gubbio / Dorothea Emmrich. - Druck 2016. - Norderstedt : Books on Demand, 2016
: EUR 9.99
Religion; Theologie; Schulunterricht; - Signatur: Re Emmri - Buch