Wer seinerzeit (2003) die hinreißende Geschichte von Großvater und die Wölfe (De tre grottornas berg ? Der Berg der drei Höhlen) gelesen hat, wird auf neues gleichwertiges Lesevergnügen hoffen ? und er wird ganz sicher nicht enttäuscht. Drei Jahre sind indessen vergangen, die Kinder dementsprechend älter geworden, der Großvater auch, und der Tod hat Einzug ins Leben der Familie gehalten. Mischa starb im Sommer 2005. Sie war eine ostsibirische Laikahündin. Im Mai wurde sie krank. Im Logbuch, dem großen Notizbuch, in dem der Expeditionsleiter alles aufschreiben sollte, was während der Ereignisse im Sommer 2006 und davor geschah, steht als erste Eintragung: "24. Juli 2005. Beschließen Mischas Tod. 14 Uhr 30." [...] Aber es ist nicht so traurig, wie es sich anhört. Tatsächlich, so traurig ist es gar nicht, als Mischa eingeschläfert und seinem Leiden ein Ende gemacht wird. Alle Enkelkinder waren versammelt. Cissi und Mina und Marcus und Moa standen da, und Großvater sprach ein kurzes Gebet, Marcus dankte als Vertreter der Kinder für das, was Mischa für sie alle getan hatte, Großvater streute ein paar Handvoll Erde über das Grab und sagte, was man bei Beerdigungen von Nächsten und Lieben, auch Hunden, sagen sollte, sozusagen als Abschiedsgruß, wenn sie davonsegelten ins große Unbekannte, dann sollte man sagen: Mögen Wohlergehen und Glück dir folgen auf allen sieben Meeren, und danach sangen sie gemeinsam das Kirchenlied Herrlich ist die Erde. Und Mischas Tod ist der Anfang zu einem großen neuen Abenteuer, das vor drei Jahren so verheißungsvoll begonnen hatte, als die Kinder mit dem Großvater den Dreihöhlenberg bestiegen hatten. Doch die Bergtour mussten sie abbrechen, als Großvater sich das Bein brach, und sie konnten die dritte Höhle nicht erreichen. Folgerichtig lautet der schwedische Titel des Originals nun: Den tredje grottans hemlighet, Das Geheimnis der dritten Höhle. Ein wenig zögerlich ist er schon, der Großvater, wehleidig vor allem, weil er sich vor kurzem das Rauchen abgewöhnt hat, vielleicht aber auch, weil ihn ein bisschen die Angst des Alters überkommen hat und der Tod Mischas ihn an eine unerfreuliche Zukunft erinnert hat. In einem Zelt finden die Abenteurer weißes Pulver. Mehl? Zucker? Nein, keines von beiden, Großvater wird nervös, schon gar, als sie auch noch Per Olof Enquists ins Litauische übersetztes Kinderbuch Großvater und die Wölfe dort finden (schließlich handelt es sich ja um einen fiktiven autobiografischen Roman). Eine Karte weist ihnen den Weg in die dritte Höhle ? und die ist voll mit Schnaps, Drogen und Zigaretten. Schmuggler, und zwar gefährliche! Denn während sie das Lager entdecken, passiert etwas Schlimmes: Hubschrauber landen und bald bedroht sie deren Besatzung mit Kalschnikows ... Es ist eine Reihe von klassischen Abenteuern, wie man sie in einem spannenden Jugendroman erwartet, die dem Buch seine Würze geben, Abenteuer während einer Bergwanderung mit allem, was das Genre zu bieten hat, dazu schimmert hier und da ein "übernatürliches Element" hindurch, etwa wenn es um die telepathische Kommunikation der Wölfe geht, und die Hilfe durch den Bären hat durchaus märchenhafte Züge. Die Personen aber, allen voran die wunderbar bodenständige Großmutter, bleiben ganz im Bereich des Realistischen, selbst wenn hier die Zufälle sich häufen (beispielsweise, dass die Dame versteht, dass es sich um Gangster handelt, weil sie mal vor Jahrzehnten einen Russischkurs besucht hat) ? Elemente und Anspielungen, die vor allem der etwas ältere und ganz sicher der erwachsene Leser wird schätzen können. Als störend empfunden habe ich beim Lesen durchweg das Layout; was sollen die unzähligen Kursivsetzungen von Wörtern oder Satzteilen ? dem Leser eine Hilfe geben, was zu betonen oder wichtig ist? Völlig überflüssig bei dieser subtilen Geschichte; wer auf solche Hilfen angewiesen ist, wird nicht weit kommen bei der Lektüre ...

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Personen: Enquist, Per Olov Butt, Wolfgang Erlbruch, Leonard

Schlagwörter: Bären Geschichte Antolin Klasse-4 Großvater Enkel

Interessenkreis: Kinderbuch Kinder Bären Großvater