Trotz Unterdrückung und Misshandlung entwickelt im 19. Jh. die Bauerntochter Mary einen eigenständigen Geist.
"Dies ist mein Buch und ich schreibe es eigenhändig". So beginnt dieser Roman, und dass eine 15-jährige Bauerntochter im Jahre 1831 schreiben kann, ist ungewöhnlich. Mary kommt mit einem verkrüppelten Bein zur Welt, was ihren hartherzigen und brutalen Vater nicht davon abhält, sie genauso wie ihre vier Schwestern die Felder beackern zu lassen. Zuneigung, Freude oder gar Müßiggang kennen die Mädchen nicht. Mary entkommt der familiären Sklaverei, als ihr Vater sie in den Haushalt des Pfarrers schickt, der eine Betreuung für seine kranke Frau sucht. Bis zu deren Tod pflegt Mary die sanfte Dame, bei der sie zum ersten Mal so etwas wie mütterliche Zärtlichkeit erfährt. Trotz der Unterdrückung durch den Vater hat sich Mary keineswegs zu einem devoten Charakter entwickelt, sondern ist aufmüpfig, entwaffnend ehrlich und scharfsinnig. Eigenschaften, mit denen sie auch den Pfarrer beeindruckt, der ihr das Lesen und Schreiben beibringen will. Was wie ein Akt der Zuneigung beginnt, entwickelt sich nach dem Tod seiner Ehefrau zu einer Missbrauchsgeschichte, denn er verlangt als Gegenleistung, dass ihm Mary sexuell zu Willen ist. Als sie endlich lesen und schreiben kann, hält sie ihre Abmachung für erfüllt, aber ihr Dienstherr will sie nicht gehen lassen. - Die archaische, lieb- und trostlose Welt, die hier beschrieben wird, steht im krassen Gegensatz zum Selbstbewusstsein der Hauptfigur, die sich nicht brechen lässt. Ein ausgesprochen empfehlenswertes Buch der englischen Dramatikerin, gerade auch als Kontrast zur romantisierenden Literatur über das ländliche England. (Übers.: Wibke Kuhn)
Weiterführende Informationen
Personen: Leyshon, Nell
SL
Leysh
Leyshon, Nell:
¬Die¬ Farbe von Milch : Roman / Nell Leyshon. - 4. Aufl. - Berlin : Eisele-Verl., 2018. - 207 S. ; 21 cm. - Aus dem Engl. übers.
ISBN 978-3-96161-000-6 fest geb. : 18,00
SL - Schöne Literatur