Eine späte positive Entwicklung eines alten weißen Mannes scheint nicht ganz ausgeschlossen zu sein. (DR) Es soll ja Männer geben, die nicht einmal einen Kaffee mit einer nur zu diesem Zweck fabrizierten Maschine zubereiten können. Walter Schmidt ist so ein Exemplar. Darüber hinaus ist er ziemlich misstrauisch, fremdenfeindlich und miesepetrig. Seine Frau hat er über die Jahre quasi zu einer ordentlichen Hausfrau instruiert, seine beiden erwachsenen Kinder sind ihm ziemlich fremd. Und sein Schäferhund Helmut entpuppt sich als ein etwas feiges Exemplar seiner Rasse. Als Schmidts Ehefrau eines Tages, statt ihm eben seinen Kaffee zuzubereiten, bewegungseingeschränkt im Bad liegt, muss sich der Pensionist gezwungenermaßen umorientieren. An einer Diagnose oder ärztlichen Hilfeleistung für seine Frau ist er so gar nicht interessiert, auch nicht an Mitleidskundgebungen von Bekannten oder Unterstützungsangeboten von seinen Kindern. Lieber erweitert er online bei einem Fernsehkoch seine rudimentären Kochkünste und versucht seine Vorstellung von Normalität aufrechtzuerhalten. Dabei erfährt er einiges Neues über die sozialen Aktivitäten seiner Frau, kommt in Kontakt mit Menschen, die ihm eigentlich sehr fremd sind, und erlangt wider Willen in den sozialen Medien eine Art Berühmtheitsstatus. Und schließlich muss er sich einem dunklen Kapitel seiner Ehegeschichte stellen. - Bissig formuliertes, amüsantes, inhaltlich überspitztes bis klischeehaftes Lesevergnügen.
Personen: Bronsky, Alina
Leseror. Aufstellung: Roman
Bron
Bronsky, Alina:
Barbara stirbt nicht : Roman / Alina Bronsky. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2021. - 255 S.
ISBN 978-3-462-00072-6 Festeinband : EUR 20,00
Schöne Literatur - Buch