„Die wahre Geschichte eines Mädchens, das dreizehn Menschen vor den Nazis versteckte und ihnen so das Leben rettete“, verspricht der Klappentext. Eine höchst unglaubliche Geschichte noch dazu, sodass es mehr als verwundert, dass 74 Jahre vergehen mussten, bis Stefanias Heldinnenleben den Weg in die Literatur gefunden hat. Im Nachwort schildert die US-Autorin Sharon Cameron, wie sie mit Hilfe der unveröffentlichten Memoiren, noch lebender Familienmitglieder und Recherchen in Polen die zweieinhalb entscheidenden Jahre von Stefania Podgórska und der 13 von ihr geretteten Juden rekonstruiert und in einen bis zur letzten Seite fesselnden Roman gepackt hat. Ende 1942 erobern die Deutschen das polnische Städtchen Przemysl, wo die 16-jährige Bauerntochter Stefania bei der jüdischen Familie Diamant arbeitet. Bald nachdem alle Juden ins Ghetto deportiert wurden, steht eines Nachts Max, einer der Söhne der Diamants, vor ihrer Tür. Stefania beschließt, ihn zu verstecken. Da Stefanias Mutter zur Arbeit nach Deutschland abkommandiert wird, muss sie auch für ihre Schwester Helena sorgen. Bald fliehen Max’ Bruder und noch einige Juden aus dem Ghetto und finden Zuflucht bei Stefania. Als das Haus der Diamants von den Deutschen beansprucht wird, gelingt es, die Juden auf dem von Max kunstvoll abgetrennten Dachboden eines alten Hauses, das Stefania überlassen wird, zu verstecken. Durch ihre Arbeit in der Fabrik und letzten von den Juden geretteten Wertgegenständen kann das Mädchen notdürftig für Lebensmittel sorgen. Ihre Angst wird ständig größer und sie verliert ihre Arbeit. Mit unwahrscheinlichem Glück und einer riesigen Portion Mut kann sie mehrmals ausweglos scheinende Situationen bewältigen. Als Mitte 1944 die Russen kommen, wird sie als Heldin gefeiert, und sie spürt, dass sie Max’ Liebe zu ihr erwidern kann. Dem Buch sind viele Leserinnen und Leser zu wünschen, die die Geschichte der bislang unbekannten Lichtgestalt der Menschlichkeit weitererzählen. Wenig geglückt scheint die Wahl des deutschen Titels im Vergleich zum englischen „The Light in Hidden Places“, und Erklärungen zu den wiederholt vorkommenden jiddischen Wörtern hätten nicht geschadet. Aber das sind Kleinigkeiten im Vergleich zu großen Sätzen wie diesem: Die Stadt hatte mich gelehrt, dass Menschen gern mit Wörtern Grenzen zwischen einander ziehen. Jude. Katholik. Deutscher. Pole. Aber das waren die falschen Wörter. Es waren die falschen Grenzlinien.
Altersempfehlung: ab 14 Jahren.
Personen: Cameron, Sharon
Cameron, Sharon:
¬Das¬ Mädchen, das ein Stück Welt rettete : nach einer wahren Geschichte / Sharon Cameron. Aus dem amerikanischen Englisch von Katharina Förs und Naemi Schuhmacher. - Erste Auflage. - Berlin : Insel Verlag, 2020. - 473 Seiten : Fotos
Einheitssacht.: ¬The¬ light in hidden places
ISBN 978-3-458-17880-4 Festeinband
Zugangsnummer: 2021/0076 - Barcode: 2-1250521-8-00002614-7
Jugendbücher (bis 12 Jahre) - Signatur: Camer - Buch