Das Schicksal einer Prostituierten als Spiegelbild einer zerrissenen Gesellschaft. (DR) Im aktuellen, auf der Booker-Preis-Shortlist 2019 nominierten Roman der heute in London lebenden, mehrfach preisgekrönten Autorin Elif Shafak kommt eine ungewöhnliche Protagonistin zu Wort. Leila, Prostituierte in Istanbul, liegt ermordet in einem Müllcontainer und wartet darauf, gefunden zu werden. Während der ersten Minuten nach ihrem Tod lässt sie ihr Leben Revue passieren und die LeserInnen von Kapitel zu Kapitel an ihrem Schicksal teilhaben. Beginnend bei den dramatischen Umständen ihrer Geburt enthüllt sie Stück für Stück die tragischen und komischen Schlüsselmomente ihres bewegten Lebens. Dazwischen eingestreut finden sich die Geschichten ihrer fünf besten FreundInnen, allesamt Gestalten aus Istanbuls Halbwelt, von der Gesellschaft geächtet und nirgendwo zugehörig. Sie werden Leila bis zuletzt die Treue halten und dank einer wahnwitzigen Aktion ihre Ehre retten. Für ein großartiges Leseerlebnis sorgen nicht nur der schillernde Schauplatz Istanbul, die lebendigen Charaktere und die sinnliche, bildgewaltige Sprache Elif Shafaks , sondern auch die temporeiche, raffiniert aufgebaute Handlung und die ausgezeichnete Übersetzung von Mchaela Grabinger. Zwischen tieftraurigen Szenen finden sich viele humorvolle und zarte Momente, die das Leben dieser am Rande der Gesellschaft befindlichen Romanfiguren erträglicher machen. Der bunte Genre-Mix aus Liebesgeschichte, Kriminalfall und Roadmovie-Roman, angereichert mit politisch-historischen Geschehnissen unterhält bestens, stimmt nachdenklich und entführt für ein paar Stunden in eine völlig andere Lebenswelt.

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Personen: Shafak, Elif

Schlagwörter: Gesellschaft