Höra, Daniel
Gedisst
Buch

Schwedt, eine Stadt in den fünf neuen Bundesländern. Eine triste Plattenbausiedlung ist der Ort, in dem Ar-beitslosigkeit und Frustration besonders unter den Jugendlichen herrscht. Alex und seine Freunde verbringen ihre Zeit mit Schuleschwänzen und Herumhängen. Einmal hilft Alex einer alten Frau, die schwere Einkaufsta-sche in die Wohnung zu tragen. Kurze Zeit später wird die Frau schwer verletzt in der Wohnung gefunden. Schnell ist der letzte Besucher ermittelt und für die Polizei steht Alex als Täter fest, zumal er der Frau einen Geldschein gestohlen hat. Auch für die Umgebung ist er seit dem Tod der Frau bald als Mörder abgestem-pelt. Ihm bleibt nur eins: den Mörder selbst zu finden. Daniel Höra, selbst in einer Hochhaussiedlung aufgewachsen und von daher bestens bekannt mit den Ver-hältnissen in einer solchen Gegend, vermag vom ersten Augenblick an die trostlose Atmosphäre der Sied-lung und die Stimmung der Jugendlichen lebendig zu schildern. Man spürt gleichsam die Langeweile und Perspektivlosigkeit der jungen Leute, die überspielt werden durch Hip-Hop-Getue, alberne Spielchen oder Neo-Nazi-Gefasel. Sehr gut zeichnet Höra die Personen, sei es Alex' Vater, der mit seiner Arbeitslosigkeit wie viele andere nicht zurechtkommt und seinen Frust im Alkohol ertränkt, oder mehr noch die Jugendlichen, die albern, naiv, aber auf jeden Fall desillusioniert und gelangweilt sind. Hier wird ganz offensichtlich, dass der Autor eigene Erfahrungen verarbeitet hat. Jugendliche in anderen, besseren Lebensumständen können hier eine andere Welt kennen lernen und auf diesem Weg über ihre eigene nachdenken. Nebenbei kann auch Verständnis für Jugendliche aus einer solchen sozialen Schicht geweckt werden. Diese in sich fest gefügte Welt gerät mit dem Totschlag aus den Fugen. Überaus glaubhaft ist das Szenario, das der Autor entwirft: Da sind zum einen die Medien, die in den Ort einfallen und der Reporter, der ein Interview mit Axel zu einem reißerischem Bericht missbraucht, zum anderen die Bewohner, die sich gegen den Jungen stellen und zum dritten eine oberflächlich arbeitende Polizei, für die der Täter allein schon auf-grund seiner sozialen Herkunft bereits feststeht: Solche Umstände und Situationen sind wohl einem jedem bekannt, so dass hier der Roman sehr lebensnah wirkt. Natürlich muss es eine spannende Handlung geben, die der Autor dadurch erreicht, dass der in falschen Verdacht geratene Axel zusammen mit einigen Freunden, die ihm geblieben sind, nach dem wahren Täter sucht. Die Spannung steigt dadurch an, dass bis kurz vor dem Ende Alex' Bemühungen und die seiner Freunde im Sande verlaufen und nur durch Zufall der wahre Täter ermittelt wird. Romanhaft neben dem guten Schluss ist dann auch, dass Alex' Vater seine Trunksucht überwindet und sich ernsthaft um eine neue Arbeitsstelle bemüht. "Gedisst" ist ein sehr guter Roman über eine Jugend, die sich aufgegeben hat, eingebettet in eine spannen-de Handlung. Man ist so gefesselt, dass man das Buch in einem Zug lesen möchte. *Alliteratus* Elmar Broecker

Altersempfehlung: ab 12 Jahren.


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Personen: Höra, Daniel

Standort: Jugendb. ab 12

Schlagwörter: Neue Bundesländer Fehlende Perspektiven

Höra, Daniel:
Gedisst / Daniel Höra. - Berlin : Bloomsbury Kinderbücher & Jugendbüche, 2009. - 218 S.
ISBN 978-3-8270-5361-9 kart. : 9.90

Zugangsnummer: 2009/0848 - Barcode: 2-3131000-8-00014716-3
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