Mit dem "Bulli" durch Nordamerika. (DR) Jack Waterman, ein in die Jahre gekommener, erfolgloser Schriftsteller macht sich eines Tages in seinem alten VW-Bus auf, um nach seinem Bruder zu suchen. Das letzte Lebenszeichen, das er von ihm hat, ist eine vor Jahren in Gaspé aufgegebene Postkarte. Unterwegs gabelt er eine junge Frau auf, die mit ihrem Kater genau dorthin unterwegs ist. Sie ist zur Hälfte indianischer Abstammung und gelernte Automechanikerin. Ihre äußere Erscheinung hat ihr den Namen "Die große Heuschrecke" eingebracht. Gemeinsam machen sie sich auf die lange Reise, die sie immer wieder durch geschichtsträchtige Orte und Landschaften führt. Ein ganz wichtiger Bestandteil der Handlung sind die geschichtlichen Details. Es geht hauptsächlich um die ersten französischen und englischen Einwanderer und deren blutige Konflikte mit der indigenen Bevölkerung Nordamerikas. Auch philosophische Ausflüge in die Literatur und die Musik sind mit im Gepäck. Auf EuropäerInnen, oder besser gesagt auf Nicht-NordamerikanerInnen, haben diese Bilder und Assoziationen natürlich nicht ganz denselben Effekt. Die beiden ProtagonistInnen verkörpern typische Rollenbilder. Bis auf den gegenseitigen Respekt und den freundschaftlichen Umgang miteinander gibt es zwischen ihnen aber wenig bemerkenswerte emotionale Interaktion. So plätschert die Handlung langsam vor sich hin. Das ist ja auch legitim. Ein Roadmovie muss nicht immer actiongeladen wie "Fear and Loathing in Las Vegas" sein. Ein wenig mehr sprachliche Raffinesse hätte nicht geschadet, aber alles in allem ist es eine nette Erzählung für größere Bestände.
Altersempfehlung: ab 16 Jahren.
Personen: Poulin, Jacques Schönherr, Jan
Leseror. Aufstellung: Belletristik
Poulin, Jacques:
Volkswagen Blues : Roman / Jacques Poulin. aus dem Franz. von Jan Schönherr. - 1. Aufl. - München : Carl Hanser, 2020. - 251 S. - aus dem Französischen übersetzt
ISBN 978-3-446-26761-9 fest geb. : 23,70 EUR
Romane und Erzählungen - Signatur: Pouli - Buch