Ein alter Mann und viel Selbstmitleid. (DR) Der Klappentext verspricht viel, zu viel. Theo Schadt, 72, ist wirtschaftlich ruiniert. Er, der Unternehmer und nebenbei auch noch Verfasser erfolgreicher Ratgeberliteratur, wurde von seinem besten Freund, einem Dichter mit dem bezeichnenden Namen Carlos Kroll, an die Konkurrenz verraten, eine Millioneninvestition platzte. Schadt wird ein Schadensfall, der an der Kassa des Tango-Utensilienladens seiner Frau aushilft. Und der, da der Ruin noch nicht genug ist, aufgrund einer Krebsdiagnose in einem Internetsuizidforum angemeldet ist. An der Kasse verliebt er sich blitzartig in eine Kundin, von der sich herausstellt, dass sie eine der Geliebten seines Geschäftskonkurrenten ist, der vom Verrat seines Freundes profitierte. Er zieht von zu Hause aus, beginnt einen Mailkontakt mit der Angebeteten, der auch aus zahlreichen unabschickbaren Briefen besteht, eine Art sprachlicher Tango. Mehr sei nicht verraten. Allerdings: Der Roman ist ein literarisches "Monstrum": Zum dürftigen, von starken Zufällen geprägten Plot, der Anleihen nimmt an der Kriminalliteratur und am Briefroman, aufgepeppt durch Mailpassagen und Internetblogs sowie lyrisch-aphoristisches Gedankengut unterschiedlicher Qualität, kommen flache Personenzeichnungen, die durch den Kniff des Wechsels der Erzählperspektive auch nicht anschaulicher werden. - Nur für Walser-Fans mit Vollständigkeitsbegehr.
Personen: Walser, Martin
Walser, Martin:
¬Ein¬ sterbender Mann : Roman / Martin Walser. - Reinbek : Rowohlt, 2016. - 286 S.
ISBN 978-3-498-07388-6 fest geb. : EUR 19,95
Romane und Krimis - Signatur: Walse - Buch