Eine Woche im Feriencamp. (ab 11) (JE) »Wieso zeigen Prospekte für Wälder nie die Splitter im Finger oder die Zecken?« Ein Buch, das sein erstes Kapitel so betitelt, erzählt vermutlich nicht von einer Thoreau‘schen Waldidylle. Wenn durch das Inhaltsverzeichnis jede Menge Gelsen schwirren, lässt das weiter nichts Gutes vermuten. Und so ist es auch, denn die Hauptfigur, dessen Name erst im letzten Satz des Romans offengelegt wird, muss wider Willen in ein Feriencamp, weil die alleinerziehende Mutter in der ersten Ferienwoche nicht frei bekommt. Scharfzüngig und treffend beschreibt er Location, Betreuer*innen und Gruppendynamik, unter der vor allem einer zu leiden hat: Jörg, der von den anderen »noch mal andersiger« gemacht wird. Die scheinbar unerschütterliche Coolness der Erzählstimme wird nur in jenen nächtlichen Momenten gebrochen, in denen er den Wolf sieht: Von Regina Kehn eindrucksvoll in Gelb und Schwarz ins Bild gesetzt, bleibt offen, ob dieser Wolf eine Traumgestalt, eine Phantasie oder aber eine Metapher ist. Basierend auf einer ursprünglich für Erwachsene verfassten Erzählung zeigt Saša Stanišic ein weiteres Mal, das sein Erzähltalent auch ein jüngeres Lesepublikum zu fesseln weiß. Und dass eine Zeit im Wald etwas verändert: für alle, selbst den Koch.
Altersempfehlung: ab 11 Jahren.
Personen: Stanisic, Sasa
Stanisic, Sasa:
Wolf / Sasa Stanisic. - Hamburg : Carlsen, 2023. - 185 Seiten : Illustrationen
ISBN 978-3-551-65204-1 Festeinband : EUR 14,00
Bücher/Medien für Kinder 8 - 12 Jahre - Signatur: Stani - Buch