Nach seinen erfolgreichen Jahren in Hollywood kehrte der zuvor für seine legendären Stummfilme ("Metropolis", "Die Nibelungen" u.a.) gefeierte Regisseur Fritz Lang (1890-1976) ins Deutschland der Nachkriegszeit zurück. Hier entstand sein zweiteiliges monumentales Spätwerk "Der Tiger von Eschnapur" und "Das indische Grabmal".
Teil 1: Der deutsche Architekt Harald Berger kommt ins indische Fürstentum Eschnapur, um für den Maharadscha Chandra Schulen und Krankenhäuser zu bauen. Er verliebt sich in die schöne Tänzerin Seetha, die jedoch auch Chandra zu seiner Frau machen will. Damit weckt Harald die rasende Eifersucht des Maharadschas. Chandras intriganter Bruder Ramigani hat ebenfalls ein großes Interesse daran, Chandra und Seetha zusammenbringen: Er will die Hochzeit für einen Staatsstreich nutzen. In einer waghalsigen Aktion gelingt Berger und Seetha die Flucht aus dem Palast, verfolgt von Ramiganis Truppen. In der Wüste geraten die Liebenden in einen Sandsturm und brechen zusammen...
"'Der Tiger von Eschnapur' führt über Dächer und Seen, 'Das indische Grabmal' unter die Erde in die Katakomben. Über Schlossdächer und gemauerte Teiche entführt der europäische Architekt die Verlobte des Maharadschas aus ihrem goldenen Käfig. In den Verliesen unter dem Schloss, einem zweistöckigen Labyrinth aus Höhlen mit Leprakranken, von Skeletten bewacht, Brunnenschächten, Gängen und Flüssen, muss sich ihre Liebe bewähren." (Enno Patalas)
Bereits 1921 hatte Fritz Lang nach der Romanvorlage seiner damaligen Frau Thea von Harbou das Drehbuch für die gleichnamigen Monumental-Stummfilme von Joe May geliefert. Mit seinen Remakes versuchte er nun, in Deutschland erneut Fuß zu fassen. Ästhetisch knüpfen seine Indien-Filme weit mehr an seine frühe Stummfilmzeit als an die Sozialrealistik seiner amerikanischen Werke an. Gedreht an Originalschauplätzen in Indien, erscheint der Subkontinent, farbenprächtig bevölkert von Maharadschas, Elefanten, Sahibs und Tempeltänzerinnen, durch und durch als märchenhafte Kulisse europäischer Projektion in ein fernes, ewig fremdes Hindustan.
Dass Fritz Lang gleichwohl sehr viel an Charakteren, Psychologie und Dialogen gelegen war, zeigt bereits die Wahl des Formats: Als wollte er sich von den üblichen Historien- und Kostümschinken seiner Zeit absetzen, wählte Lang nicht das nahe liegende CinemaScope, ging vielmehr sogar noch unter Breitwand auf das alte Normalformat von 4:3 zurück. Doch schon mit seinem Stummfilm-Meisterwerk "Die Nibelungen" hatte er bewiesen, dass dies dem Schauwert keinen Abbruch tun muss!
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Der Tiger von Eschnapur
Schauspieler: Jochen Brockmann, Claus Holm, Paul Hubschmid, Valéry Inkijinoff, Richard Lauffen, Luciana Paluzzi, René Deltgen, Walther Reyer, Sabine Bethmann, Debra Paget; Kamera: Richard R. Rimmel, Richard Angst; Regie: Fritz Lang; Vorlage: Thea von Harbou; Musik: Michel Michelet; Drehbuch: Werner Jörg Lüddecke, Fritz Lang; Montage: Walter Wischniewsky; Sound Design: Clemens Tütsch; Produktion: Artur Brauner
Deutschland/Frankreich/Italien 1959; FSK 12; Sprachfassung: Deutsch; 1 Online-Ressource (101 min); Bild: 4:3 HD
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