Klein und verschlafen ist das vorpommersche Dorf Bresekow nur auf den 1. Blick. Was sich unter der ruhigen Oberfläche verbirgt, kommt erst nach dem Tod der älteren Dame Anna Hanske ans Tageslicht.
Bresekow ist ein kleines provinzielles Nest in Vorpommern. Als Anna Hanske stirbt, reist deren Tochter Ingrid mit Familie aus Irland an, um die Beerdigung zu organisieren. Rund um den Tod der alten Dame kommen nun nicht nur Tochter und Enkel Paul zu Wort; auch Nachbarn, Dorfbewohner, der Pfaffer u.a. erhalten eine Stimme. Was die junge Autorin dann mit langsam steigendem Spannungsaufbau kunstvoll komponiert, ist ein literarisches Meisterwerk. Die Verflechtungen der Figuren untereinander und ihre - teils lange zurückliegenden und unter den Teppich gekehrten - Geschichten ergeben eine unter die Haut gehende Handlung. Noch beeindruckender jedoch ist, wie Zander ihren Roman erzählt. Jede ihrer Figuren erhält nicht nur eine eigene Perspektive, sondern auch eine ganz eigene Sprache, je nach Alter, Geschlecht, Bildungsstand oder Beruf. Das Buch eignet sich, wie nur wenige des schnelllebigen Buchmarkts, zum wiederholten Lesen. Langsam und aufmerksam sollte man die Seiten umblättern. Zurecht preisgekrönt, z.B. mit dem 3sat-Preis 2010, gehört das Buch in alle Belletristik-Bestände.
Personen: Zander, Judith
R 11
Zander, Judith:
Dinge, die wir heute sagten : Roman / Judith Zander. - München : Dt. Taschenbuch-Verl., 2010. - 479 S. ; 21 cm. - (dtv ; 24794 : dtv-premium)
ISBN 978-3-423-24794-8 kt. : EUR 16.90
R 11 - Belletristik Erw.