An unserem Tisch im Lehrerzimmer wollte einmal ein Kollege einen Seitenhieb auf mich loslassen: "Du bist doch so ein Weichspüler, du beziehst ja keine Stellung!" Ich stellte fest, dass er beinahe den Nagel auf den Kopf getroffen hatte und sagte: "Genau so ist es: Ich bin hier ein Weichspüler und das radikal. Meine Aufgabe an unserer Schule sehe ich darin, zu integrieren und nicht zu polarisieren! Aber weißt du, ich sehe mich nicht nur als Weichspüler, sondern auch als Klarspüler. Ich helfe bei Konflikten Dinge zu klären, auch wenn es manchmal wehtut." So weit meine Stellungnahme, die ein wenig länger ausfiel, da ich noch ein paar Worte zu der pseudokritischen Haltung des Kollegen loswerden wollte, die er mir aber nach ein paar Tagen wieder verzieh. Für mich war diese kurze Aussprache sehr klärend, weil sie mir gleichzeitig Chance und Risiko meiner Aufgabe, als Schulseelsorger beratend in der Schule tätig zu sein, zeigte. "Sauber systemisch" geht es da nicht immer zu und immer wieder muss ich mir meine Rolle "dazwischen" klar machen.
Enthalten in:
Schönberger Hefte; 2010/1(149) Beiträge zur Religionspädagogik aus der EKHN
(2010)
Serie / Reihe: Schönberger Hefte
Personen: Kutting, Dirk
Kutting, Dirk:
Gesündere Schule? Schulseelsorge für das Kollegium! / von Dirk Kutting, 2010. - S.20.23 - (Schönberger Hefte) Lehrergesundheit: Schaffe ich die Schule oder schafft sie mich?
Religionspädagogik - Zeitschriftenartikel