Die Lebensgeschichte der russisch-jüdischen Familie der Autorin. (BO) Die Moskauerin Irina Scherbakowa rekonstruiert anhand von Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Fotos die Geschichte ihrer Familie ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Schon ihre russisch-jüdischen Großeltern waren großen Repressalien ausgesetzt. Es war reines Glück, dass sie Zugang zu einer höheren Bildung erhielten, obwohl sie Juden waren, ja, dass sie überhaupt die schweren politischen Zeiten lebend überstanden haben. Ihr Vater konnte sich seinen sehnlichsten Wunsch, Marineoffizier zu werden, - fast - erfüllen. Er wurde als Jude an der höchsten Marineschule des Landes in Leningrad (heute St. Petersburg) aufgenommen. Die große Freude wurde jedoch bald durch die Nachricht vom Kriegsausbruch gedämpft. Nach nur wenigen Monaten wurde er an beiden Händen schwer verletzt. Bis zum Tod von Stalin im Jahr 1953 war das Leben in Russland sehr schwierig. Ständig verschwanden Menschen, manche nur für kurze Zeit, manche für immer. Deportationen bei Tag und bei Nacht standen an der Tagesordnung. Doch auch nach Stalin wurde der Alltag nur langsam erträglicher. Scherbakowa schlägt in ihrer Autobiografie einen großen Bogen über die ganz private Geschichte ihrer Familie vor dem Hintergrund der russischen Geschichte im 20. Jahrhundert. Obwohl der Sprachstil nicht zu kompliziert ist, fällt es dennoch schwer, dem Text in einem Zug zu folgen. Es sind viele Personen und Jahreszahlen enthalten sowie ungewohnte Ausdrücke, die die LeserInnen bisweilen hilflos zurücklassen. Das Erzählte wird zwar aufgelockert durch viele Fotografien und Zitate, ein Glossar und ein Sach- bzw. Personenregister wären zur Vertiefung in die Materie allerdings wünschenswert gewesen. Insgesamt aber eine beeindruckende Familiengeschichte und eine gute Skizze des russischen Alltags vor dem Hintergrund großer politischer Ereignisse.
Personen: Scholl, Susanne Scherbakowa, Irina
B Sche
Scherbakowa, Irina:
¬Die¬ Hände meines Vaters : eine russische Familiengeschichte / Irina Scherbakowa. Aus dem Russ. von Susanne Scholl. - München : Droemer, 2017. - 414 S. : Ill.
ISBN 978-3-426-27710-2 fest geb. : ca. EUR 23,70
B - Sachbücher