Buczacz war jahrhundertelang eine vielsprachige Kleinstadt in einer osteuropäischen Grenzregion. Als die polnischen und ukrainischen Nationalbewegungen sich gegen die imperiale Macht auflehnten, geriet eine Gruppe zwischen alle Fronten: die Juden. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie zu den Leidtragenden einer gescheiterten Minderheitenpolitik.
1942/1943 richteten sich die Angehörigen der deutschen Besatzungsmacht mit ihren Familien in der Stadt ein. Angestellte der Firma Ackermann, die bei Brückenarbeiten die Erschießung jüdischer Zwangsarbeiter mitansehen. Oder eine Frau wie Berta Herzig, die ein jüdisches Kindermädchen beschäftigt und sich mit Henriette Lissberg, der Frau des Landkommissars, die Friseurin teilt. Ungerührt genießen sie die idyllische Provinz. Etwa 10 000 Juden wurden damals in Buczacz umgebracht - vor aller Augen.
Ausgehend von einem Gespräch mit der Mutter in Tel Aviv kurz vor ihrem Tod, beginnt Bartov seine Recherchen, die ihn durch unzählige Archive führen. Seine glänzend geschriebene Mikrogeschichte der ostgalizischen Stadt ist ein Meilenstein der Holocaust-Forschung.
Quelle: Suhrkamp Verlag
Weiterführende Informationen
Personen: Bartov, Omer Bühling, Anselm
Gg Bar
Bartov, Omer [Verfasser]:
Anatomie eines Genozids : vom Leben und Sterben einer Stadt namens Buczacz / Omer Bartov ; aus dem amerikanischen Englisch von Anselm Bühling. - Erste Auflage. - Berlin : Suhrkamp Verlag, Jüdischer Verlag, 2021. - 485 Seiten : Illustrationen ; 22 cm, 657 g. - aus dem Amerikanischen Englisch übersetzt
ISBN 978-3-633-54309-0 Festeinband : EUR 28.00
Geschichte des 20. Jahrhunderts (1914-1945) - Buch